Full text: Reinhold, Ernst: Lehrbuch der philosophisch propädeutischen Psychologie nebst den Grundzügen der formalen Logik

Max-Planck-Institu 
ir Bildungsforschung 
Propådeutische Psychologie. 
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wegen seiner empirischen Nützlichkeit oder Schädlichkeit 
ein hoher und zum Bestimmungsgrund unseres Handels 
zureichender Grad des Werthes oder des Unwerthes bei= 
zulegen ist, während unser Gemüth in geringerem Maße 
die Theilnahme für oder wider ihn empfindet, weil es 
eben von Gefühlen anderer und widerstreitender Art vor¬ 
zugsweise eingenommen wird. 
99. Nun ist einleuchtend, daß in keiner von beiden 
einander entgegengesetzten Richtungen, weder durch die 
vorherrschende Macht der Werthempfindung, noch durch 
die vorherrschende Macht des Werthverständnisses ein Mo= 
tiv mit zwingender Gewalt in der Eigenschaft eines ent¬ 
scheidenden Bestimmungsgrundes der Handlung uns auf= 
gedrungen werden kann. Die eigne innere Erfahrung 
lehrt jeden in sinnlich-geistiger Weise Wollenden unver¬ 
kennbar, daß er es nicht minder vermag, im siegreichen 
Kampfe gegen die innerhalb der Sphäre des Gemüthes 
überwiegenden Empfindungen der Begierde nach dem un= 
mittelbar Angenehmen und des Abscheues vor dem un¬ 
mittelbar Unangenehmen bei der Bildung seines Entschlus¬ 
ses die Norm zu befolgen, welche für sein Verständniß 
des wahrhaft Wählenswerthen und Meidenswerthen als 
die gültige von ihm anerkannt ist, wie umgekehrt mit 
Verläugnung seiner richtigen Einsicht in den Werth oder 
Unwerth des Gegenstandes dem für die Empfindung vor= 
herrschenden Jnteresse den Vorzug zu geben. Hierbet ist
	        
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