Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
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dann mit Glück verfolgen lassen, wenn wir eine glückliche
Theorie des Geisteslebens mit einer eben so gelungenen
Theorie des körperlichen Lebens vergleichen lernen Daher
werden wir jetzt wohl nur zu vorläufigen Andeutungen ge=
langen. Für diese steht uns nun im allgemeinen folgen=
des fest.
Wir behaupten, daß uns in den Geistesthätigkeiten
und im körperlichen Leben dasselbe Wesen erscheine, aber
nach ganz verschiedenen Erscheinungsweisen, so daß nie
dessen Eines zum Erklärungsgrund des Andern ge=
braucht werden dürfe, so oft sie uns auch wechselseitig
Erkenntnißgründe ihrer Zustände werden.
Wir beobachten indessen oft, z. B. bey den Wirkun=
gen berauschender Getränke und des Fiebers, oder bey
Geisteskrankheit, die auf Kopfverletzungen folgt, unmit¬
telbare Einwirkungen auf den Körper, deren Folgen sich
geistig zeigen; auch umgekehrt, z. B. bey Gemüthsbewe¬
gungen, wie Zorn, Aerger, Gram, unmittelbare Einwir¬
kungen auf den Geist, deren Folgen körperlich scheinen.
Da wollen wir die hier gegebenen metaphysischen Bestim¬
mungen als bekannt voraus setzen und doch bey der ein¬
facheren Rede des gemeinen Lebens bleiben, nach welcher
wir vom gegenseitigen Einfluß zwischen Körper und See=
le sprechen.*)
*) Entscheidend ist die Erhebung des Glaubens über die wis¬
senschaftliche Erkenntniß und die Beschränkung aller wissen=
schaftlichen Aufgaben nach dem Unterschied der Erkenntniß=
weise durch innern oder äußern Sinn.
So erklärt uns die einfache Bemerkung, daß für den
Menschen alle unmittelbare Geisteserkenntniß wesentlich in=