Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
78
sien und eine sonderbar getheilte Aufmerksamkeit bemerken,
die manches aufs feinste auffaßt und anderes daneben gar
nicht findet.
Auch muß der Kranke aus diesem Zustand immer
erst wieder erwachen und verliert dann die Erinnerung
an denselben.
4) Vonrden Fieberphantasien.
§. 102.
Die Fieberphantasie oder das Delirium ist eine beson¬
dere Aufregung der Phantasie als Symptom bey der Fie=
berhitze. Personen von sehr reizbaren Nerven fangen schon
bey leichten Fieberanfällen an zu phantasiren, andere erst,
wenn das Fieber zu bedeutender Höhe steigt. Die Er=
scheinungen folgen ebenfalls den Stufen der kräftigen Auf=
regung des untern Gedankenlaufes ohne gleichmäßige Be¬
günstigung des obern bis endlich zu gänzlicher Unterdrük¬
kung des letztern.
Bey geringer Anregung zeigen sich also hier zuweilen
die Geisteskräfte ohne Unordnung exaltirt; der Kranke
wird gesprächiger, witziger, anstelliger als gewöhnlich, es
kommt der oben erwähnte geläufigere Gebrauch fremder
Sprachen und das ähnliche vor.
Bald aber wird bey zunehmender Heftigkeit das De=
lirium übergehen meist in wilde Träume, mit Irrereden,
mit Visionen und mit Symptomen, wie sie unten bey
den Gemüthskrankheiten genauer beschrieben werden; es
erscheinen die Symptome mancher Art von Wahnsinn,
fixe Jdeen, Raserey, | |