Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
te for
lax
Ins
196 —
Lebensgefühl, in welchem wir uns eigentlich in je¬
dem Augenblick wohl oder übel fühlen.
Die Gefühle körperlicher Behaglichkeit und und
behaglichkeit wirken mit den im gebildeten Leben meist
verhältnißmäßig vorherrschenden innerlich sinnlichen Ge¬
fühlen des Frohsinns und der Traurigkeit zu
sammen, und bestimmen so die eine Laune des Augen¬
blicks, in der wir uns eigentlich wohl oder übel und für
die That aufgelegt oder unaufgelegt fühlen.
Für alle sinnliche Lust und Begierde gilt das Ge¬
setz, daß die Lust in Befriedigung eines Bedürf¬
nisses besfeht, und die Begierde auf solche Befriedigung
gerichtet ist. Ohne Bedürfniß ist also weder Vergnügen,
noch sinnliche Begierde.
10
Allein diesen Satz dürfen wir nicht eigentlich mit
Kant und andern so hart aussprechen / daß jedem Ver=
gnügen ein Schmerz vorhergegangen seyn müsse, und Ver¬
gnügen nur Aufhebung von Schmerz sey." Denn alle
organische Lebensthätigkeit besteht wie der Pulsschlag
in Hebungen und Senkungen, dem thätigen wird Ruhe,
dem ausgeruhten Thätigkeit, dem hungrigen Sättigung,
dem gesättigten Hunger Bedürfniß. Was im Auftakt
des Lebens Beförderung der Lebensthätigkeit ist, wird
im Niedertakt Hemmung und umgekehrt. Das Leben spielt
im Genuß fort, wenn diese Hebungen und Senkungen
sich richtig folgen, und der Schmerz tritt erst ein, wenn
die Hebungen überspannt werden, oder die Senkungen
zu tief schwächen. Aber Schmerzenstilgung gibt leicht
den höhern Grad des Genusses.