Full text: Handbuch der psychischen Anthropologie oder der Lehre von der Natur des menschlichen Geistes (Bd. 1)

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung 
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Lebensgefühl, in welchem wir uns eigentlich in je¬ 
dem Augenblick wohl oder übel fühlen. 
Die Gefühle körperlicher Behaglichkeit und und 
behaglichkeit wirken mit den im gebildeten Leben meist 
verhältnißmäßig vorherrschenden innerlich sinnlichen Ge¬ 
fühlen des Frohsinns und der Traurigkeit zu 
sammen, und bestimmen so die eine Laune des Augen¬ 
blicks, in der wir uns eigentlich wohl oder übel und für 
die That aufgelegt oder unaufgelegt fühlen. 
Für alle sinnliche Lust und Begierde gilt das Ge¬ 
setz, daß die Lust in Befriedigung eines Bedürf¬ 
nisses besfeht, und die Begierde auf solche Befriedigung 
gerichtet ist. Ohne Bedürfniß ist also weder Vergnügen, 
noch sinnliche Begierde. 
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Allein diesen Satz dürfen wir nicht eigentlich mit 
Kant und andern so hart aussprechen / daß jedem Ver= 
gnügen ein Schmerz vorhergegangen seyn müsse, und Ver¬ 
gnügen nur Aufhebung von Schmerz sey." Denn alle 
organische Lebensthätigkeit besteht wie der Pulsschlag 
in Hebungen und Senkungen, dem thätigen wird Ruhe, 
dem ausgeruhten Thätigkeit, dem hungrigen Sättigung, 
dem gesättigten Hunger Bedürfniß. Was im Auftakt 
des Lebens Beförderung der Lebensthätigkeit ist, wird 
im Niedertakt Hemmung und umgekehrt. Das Leben spielt 
im Genuß fort, wenn diese Hebungen und Senkungen 
sich richtig folgen, und der Schmerz tritt erst ein, wenn 
die Hebungen überspannt werden, oder die Senkungen 
zu tief schwächen. Aber Schmerzenstilgung gibt leicht 
 
 
den höhern Grad des Genusses.
	        
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