Full text: Psychologie. ¬Die Lehre vom Gefühls- und Begehrungs-Vermögen (Th. 2)

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Somatische Gefühle. § 103. 
findet sich beim innern Sinne, z. B. dem ruhigen oder unruhigen Gange unse¬ 
rer Vorstellungen, dem günstigen oder ungünstigen Erfolge unseres Aufmerkens. Die 
somatischen Gefühle entstehen endlich 3) aus dem Gemeinsinne oder dem Vi¬ 
talsinne d. i. aus der vereinigten Wirksamkeit aller unserer körperlichen Kräfte. 
Man kann diese Gefühle Gemeingefühle nennen und gerade sie sind die häufig¬ 
sten. Aus der angemessenen Erregung des Vitalsinnes geht hervor Behaglichkeit, Hei¬ 
terkeit, Munterkeit, Freude, Ergötzen, Ausgelassenheit; aus der unangemessenen Er¬ 
regung desselben geht hervor Unbehaglichkeit, Beklemmung, Furcht, Niedergeschlagen¬ 
heit. Mißmuth, Bangigkeit, Traurigkeit. Der Mensch ist also durch den ganzen Körper 
der angenehmen und unangenehmen Empfindungen fähig. Und der Grund dieser Ge¬ 
fühle ist kein anderer, als die erkannte Harmonie oder Disharmonie zwischen dem Ein¬ 
drucke der Objecte und den dadurch in Wirksamkeit gesetzten sinnlichen Kräften. Die große 
Wichtigkeit der somatischen Gefühle für die leibliche Thätigkeit ergibt sich 
aus dem doppelten Umstande: daß sie 1) den Organismus unmittelbar auffordern, 
nach dem Gesetze seiner Selbstständigkeit, ohne unser Bewußtsein und ohne unsere 
Willkür das gestörte Gleichgewicht der Kräfte und die gestörte Harmonie der 
Lebensfunetionen wieder herzustellen, oder die krankhaften materiellen Verände¬ 
rungen der Körpertheile zu entfernen; daß sie 2) das Begehrungsvermögen in 
Thätigkeit bringen und Handlungen hervorrufen, die der Begierde oder dem Ab¬ 
scheu entsprechen und die mehr oder weniger dem verständigen Willen unterwor¬ 
fen sind. Auch haben die somatischen Gefühle einen sehr großen, fördernden oder 
hindernden Einfluß auf das gemüthliche Leben, indem sie 1) die Gehirn¬ 
theile verschiedentlich modificiren und daher auf die Wirksamkeit der Einbildungs¬ 
kraft einfließen und wegen ihrer Aehnlichkeit oder Unähnlichkeit mit dem kom¬ 
menden Eindrucke das Gefühl entweder befördern oder verhindern; indem sie 2) 
auch die Seele auf eine angenehme oder unangenehme Weise afficiren und die 
Kraft der Seele entweder aufregen oder niederschlagen. Selbst auf das geistige 
Leben haben die somatischen Gefühle einen großen Einfluß, und der Geist fin 
det sich gehoben oder gebeugt nach der Verschiedenheit der Gefühle, durch welche 
der Körper beherrscht wird. So wie aber die somatischen Gefühle einen großen 
Einfluß auf Geist und Gemüth haben, so hat auch umgekehrt Geist und Ge¬ 
müth einen großen Einfluß auf die somatischen Gefühle: dadurch also, daß selbst 
die körperlichen Gefühle so sehr unserer Freiheit unterliegen, finden wir uns 
nachdrücklich aufgefordert, so viel an uns ist, dahin zu wirken, daß die¬ 
jenigen körperlichen Gefühle in uns vorhanden seien, welche für das leib¬ 
liche, geistige und gemüthliche Leben in der That förderlich und diesem nicht 
hinderlich sind, wenn sie auch für den Augenblick einen noch so großen Ge¬ 
nuß versprechen mögen. Unter den somatischen Gefühlen zeichnet sich insbeson¬ 
dere das Gefühl des körperlichen Wohlbefindens und des körperli¬
	        
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