Full text: Psychologie. ¬Die Lehre vom Gefühls- und Begehrungs-Vermögen (Th. 2)

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2. Theil. Die Lehre vom Gemüthe. Gefühls=Vermögen. 
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Entstehung der sinnlichen Gefühle. 
1. Wenn sie aus körperlichen Eindrücken, insbesondere aus Er¬ 
regung des Sinnes hervorgehen. 
§ 103. 
Zu den bloß sinnlichen Gefühlen gehören zunächst die sogenannten bloß 
thierischen Empfindungen, d. h. diejenigen, welche weit mehr im Men¬ 
schen als einem bloßen Sinnenwesen, denn als einem Vernunftwesen ihren Grund 
haben. Sie bestehen in dem angenehmen oder unangenehmen Gefühle, welches 
sich verbindet mit dem Bewußtsein der freien oder der gehinderten Aeußerung 
des thierischen Vermögens, den Körper zu beleben und zu regieren. Auch die 
thierischen Empfindungen sind entweder angenehm, oder unangenehm, oder ge¬ 
mischt. Zu den angenehmen gehört die thierische Munterkeit und die thierische 
Ruhe, zu den unangenehmen gehört die thierische Mattigkeit und die thierische 
Unruhe: zu den gemischten gehören vorzugsweise diejenigen, in welchen zu einem 
unangenehmen Gefühle ein angenehmes gleichzeitig hinzutritt, welches anfangs 
zwar schwächer ist, als jenes, aber allmählich an Stärke gewinnt, bis das unan¬ 
genehme Gefühl allmählich verschwindet, wie dieses bei Beklommenheit, Krämpfen, 
Drang nach Ausleerung der Fall ist. Zu letzteren gehört auch insbesondere das 
angenehme Gefühl der Genesung, d. i. des Ueberganges von dem kranken 
Zustande in den gesunden. Sie besteht darin, daß so wie im Innern des Orga¬ 
nismus gewisse Veränderungen vorgingen, mittelst welcher die Krankheit von 
Stufe zu Stufe ihren Höhepunkt erreichte, so ihr Gang jetzt stufenweise rückwärts 
ist und die Harmonie der verschiedenen Verrichtungen des Körpers nach besei 
tigter Ueberspannung und Erschlaffung der Kräfte und nach ausgeschiedenen 
fremdartigen Stoffen allmählich, bald schneller, bald langsamer, wieder zurückkehrt. 
Der Zustand der Genesung beginnt gleich nach der sogenannten Crisis, d. i. 
dem Zeitpunkte, in welchem sich die Krankheit entscheidet und sich von nun an 
entweder zum Bessern oder zum Schlimmern wendet, die somit entweder eine 
heilsame oder eine böse sein kann und im letztern Falle zur Erleichterung und 
Beruhigung des Kranken dient: die Genesung ist aber erst dann beendigt, wenn 
völlige Gesundheit eingetreten ist, womit dann auch das Gefühl der Genesung 
anfhört. Der Grund der körperlichen Gefühle ist das Bewußtsein der augen. 
blicklich erhöhten oder der erniedrigten Wirksamkeit der körperlichen Kräfte, sei 
es des ganzen Körpers oder einzelner Theile desselben. Doch gibt es a) auch 
solche sinnliche Lüste, mit denen das Gefühl einer verschlimmerten Leibesbeschaf¬ 
fenheit unmittelbar verbunden ist, d. i. eine solche, bei denen die Seele selbst
	        
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