Full text: Psychologie. ¬Die Lehre von dem Erkenntnißvermögen (Th. 1)

Vorrede. 
Gegenwärtige Bearbeitung der Psychologie ist aus den Vorträgen hervorgegan¬ 
gen, welche ich seit vielen Jahren, zuerst an der Universität zu Bonn, dann an 
der hiesigen Akademie ununterbrochen gehalten habe. Die nächste Veranlassung 
zur Bekanntmachung derselben war das oft gefühlte Bedürfniß, meinen Zuhörern, 
zumal bei der kurzen, den akademischen Vorlesungen gewöhnlich zugewiesenen 
Zeit, für einen der wichtigsten und anziehendsten Zweige des menschlichen Wissens 
eine Grundlage in die Hände zu geben, damit der mündliche Vortrag selbst freier und 
umfassender sich bewegen könne. Da ich jedoch auch andern Freunden des psycholo¬ 
gischen Studiums, insbesondere meinen frühern Zuhörern, nützlich zu sein wünschte, so 
erhielt meine Schrift von selbst die Einrichtung, welche zwischen einem trockenen 
Grundrisse oder Leitfaden und einem ganz ausführlichen Werke den Mittelweg 
einschlägt, dem Vortrage eine größere Ausführlichkeit gestattet, als dieses der 
Zweck eines bloßen Grundrisses erheischt, dabei jedoch auch gewissen Untersu¬ 
chungen engere Grenzen anweiset und mehrere ganz specielle, wenngleich höchst 
wichtige Phänomene im Allgemeinen zwar andeutet, die ausführliche Besprechung 
derselben aber einer passenderen Gelegenheit überläßt. Letzteres geschah auch 
noch aus dem besondern Grunde, damit nicht durch das Eingehen in alle Ein¬ 
zelheiten, zumal bei der großen Reichhaltigkeit des psychologischen Stoffes 
und der vielfachen Berührung desselben mit andern verwandten Gegenständen. 
die Uebersicht des Ganzen zu sehr erschwert werde. Wenn sich diese Schrift 
von vielen der neuern Bearbeitungen der Psychologie wesentlich unter¬ 
scheidet, wenn sie weder den Monismus noch den Monadismus zu ihrem 
Ausgangspunkte macht, wenn sie insbesondere die bisher übliche, auch im 
Sprachgebrauche gegebene Scheidung und Benennung der einzelnen Seelen¬ 
vermögen ungeachtet der nachdrücklichen Einreden dagegen dennoch beibehalten 
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
	        
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