53
wie ein Joch. Nur eine bleibt, wenn nicht unversehrt,
so doch geachtet. Wir hören noch die Wahrheit aus
Ihr
dem Munde einer von Gott geliebten Mutter.
ihr
Blick hat noch nicht jede Autorität verloren,
Tadel ist nicht ohne Stachel, um Gewissensbisse zu
so
verursachen, und wenn sie ganz entwaffnet ist,
bleiben ihr noch die Tränen wie ein letztes Gebot,
dem wir nicht widerstehen. Sie bahnt sich, uns
unbewußt, Wege zu den geheimsten Tiefen unsers
Herzens, und wir sind erstaunt, sie dort in dem
Augenblick zu finden, wo wir uns allein glaubten.
Eigentümliche, sich selbst überlebende Kraft, die selbst
in ihren Trümmern bezeugt, in welch kräftige Quelle
Gott sie getaucht hat!
Zweites Kapitel.
Die Mutter als Schutzwache ihrer Kinder.
Ich weiß nicht mehr, wie es zugegangen, eines
Tages fand ich am Wege einen Papierschnitzel liegen.
Vom hl. Franz von Assisi habe ich aber die Ge¬
wohnheit angenommen, solche Papierschnitzel hie und
da aufzuheben und nachzusehen, was darauf gedruckt
oder geschrieben steht. Wenn auch nur Buchstaben
darauf stehen, so „sind es vielleicht jene, aus denen
der glorreiche Name Gottes zusammengesetzt ist".
Darum hob ich auch diesmal den verlorenen Papier¬
schnitzel auf, und siehe da, es standen darauf folgende
Strophen aus dem Gedichte des katholischen Dichters
Klemens Brentano. „Die Würde des
Kindes":