Full text: Bierbaum, Christiane: ¬Die schwedische Schuldemokratie

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Konkurrenz und Leistungsdruck wirken auf diese Weise in die 
Schule und erschweren die Demokratisierung. 
Da andererseits die Auseinandersetzung mit Problemen gerade 
die Fähigkeit kritischen Denkens und demokratischen Handelns 
zu erhöhen vermag und so auch Motivation und Engagement an¬ 
regen kann, wurde im folgenden untersucht, welche Formen der 
Konfliktregulierung in Schweden dominieren. Dabei konnte ge- 
zeigt werden, daß die Vermeidung von Konflikten, die Ver- 
schiebung von Problemen, bereits in der politisch-administra- 
tiven Organisation der schwedischen Gesellschaft angelegt ist. 
Die organisatorischen Formen der Entscheidungsfindung auf al- 
len gesellschaftlichen Ebenen sind eher dazu geeignet, aktu- 
elle Konflikte zu kanalisieren und einen Konsens herbeizufüh- 
ren, als sie offen und in ihrer aktuellen Brisanz auszutragen. 
Diese Praxis der Umpolung aktueller Probleme, ihre sozialtech- 
nische Behandlung, Parzellierung und damit Verdeckung ihrer 
Ursachen, finden wir auch im schulischen Alltag, wo Ausgegli- 
chenheit und Harmonie vor kritischer Unruhe rangieren. Da 
diese scheinbare harmonische Schulatmosphäre aber nur um den 
Preis einer unkritischen, verschleiernden Behandlung bestehen- 
der Probleme und Widersprüche zu erreichen ist, kann Demokra- 
tisierung der Schule nur noch die Funktion der Integration, 
der Anpassung der Schüler an das bestehende System haben. Wo 
kritische Auseinandersetzung kaum möglich ist - womit soll 
man sich auseinandersetzen, wenn es keinen Gegner gibt bezie- 
hungsweise er sich nicht stellt -, ist es nicht mehr erstaun¬ 
lich, daß schulisches Engagement, Interesse an der Weiterent¬ 
wicklung demokratischer Formen und Inhalte, kaum noch anzutref- 
fen ist, daß eine Entpolitisierung der Schule stattfindet, die 
letztlich sowohl Resultat als auch Grundlage der Harmonisierung 
und Entpolitisierung der Gesellschaft ist.
	        
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