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Chancengleichheit, Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und
Solidarität in den Konkurrzenzkampf um die bessere Chance ein-
treten müssen?
Die schwedische Schulpraxis zeigt eher ein Hinausschieben der
Konflikte, eine möglichst lange Harmonisierung der Schule,
als eine Verdeutlichung der Zusammenhänge von Bildungssystem,
Reformanspruch und seiner Verwirklichung auf dem Arbeitsmarkt.
In diesem Zusammenhang wäre etwa auch die Funktion von Schul-
psychologen und Berufsberatungslehrern einmal näher zu be-
trachten, die nicht zuletzt als Konfliktvermeidungsinstanzen
zu interpretieren sind. Werden von den Schulpsychologen die
Probleme der Schüler individualisiert und wird versucht, sie
zu kanalisieren, so kann der Berufsberatungslehrer in Zusammen-
arbeit mit dem Schulpsychologen und dem Kurator tendenziell die
proportionale Lenkung der Schüler auf die verschiedenen Zweige
beziehungsweise in die verschiedenen Berufe vornehmen. Daß da-
mit bei weitem nicht das Problem der Nichtübereinstimmung von
Angebot des Bildungssystems und Nachfrage des Arbeitsmarktes
gelöst ist, ist selbstverständlich, eine möglichts optimale
Steuerung kann die Problematik jedoch kurzfristig verdecken.
Werden die Friktionen manifest, etwa wenn Schüler nach der
grundskola oder nach einem Jahr Berufsschule keinen Arbeits-
platz finden, so besteht die Möglichkeit, die Schule ein Jahr
weiterzubesuchen. Eine "Problemlösung", die in die Schule
selbst zurückschlägt, insofern von den Schülern, denen sie
lediglich als Wartesaal für einen Arbeitsplatz dient, kaum
Motivation und Engagement zu erwarten sind.
Konfliktlösung in dieser Form kann kaum dazu dienen, Wider-
sprüche bewußt zu machen, kritisches Bewußtsein zu entwickeln
und die Emanzipation der Schüler zu unterstützen. Die Strate-
gie der schwedischen Schule scheint eher auf Konfliktvermeidung,
Umgehung von Problemen und - sind sie unumgänglich - ihrer prag-
matischen oft technokratischen Lösung zu liegen. Während im
Lehrplan die Erziehung zur Kritikfähigkeit ebenso auftaucht,
wie die Erziehung zu harmonischen Menschen, scheint sich in