Full text: Lebensverläufe und gesellschaftlicher Wandel (Teil 3)

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In dem sonst sehr detaillierten Erhebungsprogramm der Lebensverlaufsstudien mußte die Krankheits- 
geschichte randständig bleiben und sollte als zusätzlicher Kontext auch nur die einschneidensten bzw. 
wichtigsten (schweren) Krankheitsereignisse mit einbeziehen. Da die ältere Kohorte, besonders die 
Männer durch die Kriegsereignisse häufig (noch lange nachwirkende) Gesundheitsschäden aufwies, 
erhielt dieser Bereich im Teilprojekt jedoch größere Bedeutung. Es wurde deshalb versucht, in der 
Edition möglichst alle Hinweise und Daten in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen. Wie 
eingangs bereits erwähnt, wurden Angaben aus anderen Fragenbereichen mit einbezogen, so z.B. 
auch die Fragen nach gesundheitlichen Gründen bei der Rentenentscheidung. Häufig fanden sich auch 
noch Bemerkungen oder mehr oder weniger präzise Angaben in den Tonbandmitschnitten (an anderen 
Stellen im Interview). Auch die - nur in LV II A gestellten - Fragen nach Kurmaßnahmen gaben oft 
brauchbare Hinweise zur Edition des spezifischen Bereiches „Krankheiten“ 
ZUR EIGENEN FAMILIE 
Obwohl die im Papierfragebogen recht kompliziert aussehenden Fragenmatrizen zu Spekulationen 
Anlaß gaben, daß dieser Erhebungsteil zu Ehen und Partnerschaft Datenprobleme verursachen könne, 
haben sich vergleichsweise selten Anläße zu editorischen Bearbeitungen in diesem Bereich ergeben. 
Insgesamt gab es wenig Erinnerungsschwierigkeiten was die Heiratsdaten betraf, die offensichtlich 
selbst bei mehreren Ehen - zum festen Gedächtnisbestand gehören. Das gleiche gilt für Eckdaten der 
Partner. Die Erwerbsgeschichte der Partner wurde häufig mit deren Hilfe bzw. auch anhand von 
Nachfragen rekonstruiert, da dieser Bereich verständlicherweise nicht so präsent war. 
Die im folgenden berichteten Probleme, die im Verständnis der Daten und deren Zuordnung auf- 
tauchten, sind überwiegend auf wenige bzw. Einzelfälle bezogen. Sie sollten jedoch, nicht zuletzt 
wegen der historischen Besonderheiten, in der Lebenssituation dieser Kohorten mit erwähnt werden. 
Familienstand 
Inkonsistenzen traten bei dieser - doch so einfach erscheinenden - Variablen auf, da der Status der 
„Partnerschaft“ nicht ganz identisch mit „Zusammenleben“ zu sein scheint - jedenfalls im Ver¬ 
ständnis der Befragten. So leben ältere Menschen wohl auch in engen („eheähnlichen“) Gemein¬ 
schaften, obwohl jeder noch seine eigene Wohnung hat und man vorwiegend den Tag miteinander 
verbringt und (teilweise?) auch zusammen wirtschaftet. Partner mit getrennten Haushalten wurden 
soweit es eruierbar war - nicht als „Zusammenlebende“ zugeordnet. Da solche Partner häufig beim 
Interview anwesend waren, entstand auch bei Interviewern manchmal Verwirrung über den aktuellen 
Stand. Selbst formal geschiedene Ehen konnten „falsch“ erscheinen (in mehreren Fällen lebten die 
früheren Ehepartner noch zusammen in der gleichen Wohnung oder hatten laut Wohngeschichte noch 
längere Zeit nach ihrer Scheidung zusammengewohnt). 
In der Edition ging es dann darum, solche Fälle möglichst zu verstehen und nicht vorschnell als 
unglaubwürdig bzw. inkonsistent zu beurteilen oder gar zu „bereinigen“. Eine Zuordnung mußte dann 
letztenendes meist nach formalen Kriterien vorgenommen werden, da solche Lebensformen nicht in 
unser recht vereinfachtes Kategorienschema paßten. Der Entscheidung lag in erster Linie die Defini¬ 
tion der Haushaltsformen („Wirtschaftseinheit") zugrunde, so daß die „besuchsweise" anwesenden 
Partner mit eigenem Haushalt nicht als Lebenspartner gerechnet wurden. 
* Sonderfälle: „Vermißte" Ehepartner, für die keine amtliche Todesnachricht vorliegt. Am spektaku- 
lärsten war der Fall einer Frau, die einen in den Kriegswirren als vermißt gemeldeten Ehemann in 
den Akten des Suchdienstes wiederfand, ihn jedoch nicht wirklich auffinden konnte an dem Ort, wo 
er sich nach dem Krieg noch aufhielt, so daß sie auch heute noch nicht weiß, ob sie nun Witwe ist 
oder nicht. Da die meisten Ehepartner oder auch Ehepartnerinnen im Krieg oder bei Vertreibungen 
(„Verschleppungen") nach dem Krieg (als viele Menschen die „Zonen“ wechselten) verschwanden, 
wurde in der Regel eine Verwitwung (bei Kriegsvermißten) oder Trennung (bei „Verschollenen") 
konstruiert und die Trennungs- bzw. Todesjahre mit Hilfscodes belegt. Die häufig im Interview in
	        
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