erinnert man sich schneller, als an die Geburt der
Enkel. Manche Lebensereignisse sind - nicht zuletzt
durch ihre Bedeutung für den Einzelnen - gut im Ge¬
dächtnis verankert, andere müssen mühsam hervorge¬
kramt werden. Apropos "kramen". Nicht selten versuchen
sich die Befragten zu helfen, indem sie Dokumente
(Schulzeugnisse, Versicherungsunterlagen usw.) suchen.
Für die Genauigkeit Ihres Interviews kann dies von
großem Nutzen sein, ist aber oft zeitaufwendig, wenn
es dazu führt, Fotoalben und Tagebücher mitzuverwen¬
den. Bitte lenken Sie auch in diesem Falle das Inter¬
view mit Fingerspitzengefühl wieder in eine straffe
Führung zurück. Es soll nicht der Eindruck entstehen,
Sie interessieren sich nicht dafür. Ein Problem die
ser Befragung ist die Steuerung. Es schadet der Be¬
reitschaft zur Mitarbeit, wenn das Gespräch zu flüch¬
tig heruntergehetzt wird, aber andererseits besteht
bei lockerer Gesprächsführung die Gefahr, daß Sie
bzw. der Befragte den Faden verliert und nur noch
Geschichten erzählt. Sie müssen hier den goldenen
Mittelweg finden. Aus unseren eigenen Erfahrungen und
der Analyse von Tonbandaufnahmen möchten wir Ihnen im
nächsten Abschnitt noch nähere Informationen zur In¬
terviewtechnik geben.
Gesprächsführung und Interviewtechnik
Der Fragebogen zur Lebensverlaufsaufzeichnung unter¬
scheidet sich in mancher Hinsicht von den Ihnen ge¬
wohnten Befragungsinstrumenten. Es gelten deshalb
hier auch einige Regeln, die Ihnen vertraut sind,
nicht mehr uneingeschränkt. So ist das eiserne Gesetz
jeder Befragung: "Texte sind wortgetreu vorzulesen'
an einigen Stellen des Interviews nicht mehr sinn¬
voll anzuwenden. Wir müssen Ihnen jedoch noch genau
erklären, für welche Stellen dies Bedeutung hat. Wenn
Sie andere Fragen nicht hundertprozentig genau, d.h.
wirklich Wort für Wort vorgeben, entstehen nicht nur
Mißverständnisse, sondern auch Verzerrungen in den
Antworten. Die Hauptaufgabe dieses Forschungsprojektes