Full text: Lebensverläufe und gesellschaftlicher Wandel (Teil 1)

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„fehlenden Werten“ oder sehr vagen Angaben zu rechnen. Die Genauigkeit kann aber auch besonders 
hoch sein, wenn die Befragten die Ehepartner/innen mit in das Interview einbeziehen oder (zufällig 
anwesende) andere Familienmitglieder nach Daten fragen'. 
Obwohl in dieser älteren Kohorte eine breitere Zeitspanne und weiter zurückliegende Zeiträume 
erfragt werden, ist die Datenqualität offensichtlich dadurch nicht eingeschränkt. Fast alle Inter¬ 
viewer/innen äußerten sich überrascht, wie schnell und sicher die Zielpersonen ihre Angaben 
machten. Dazu trägt wohl die wieder deutlicher werdende Erinnerung an die Jugend und die stärkere 
Hinwendung zur Vergangenheit im höheren Alter ebenso bei, wie die „Geschichtsträchtigkeit" der 
Lebensspanne dieser Kohorte. Neben den persönlichen Ereignissen sind es auch die historischen 
Ankerpunkte, die den Befragten zur Orientierung dienen. Da solche Daten unter Umständen auch 
falsch erinnert werden können, ist die historische Zeitachse als Befragungshilfe sicher nützlich 
obwohl sie nur selten von den Befragten zum Mitschreiben verwendet wurde 
Das Verlaufsdesign des Fragenprogramms und die historischen Vergleichsdaten bieten gute Möglich¬ 
keiten, die Daten zu überprüfen. Besonders durch die Verknüpfungen von Wohn- und Erwerbsverlauf 
ist eine Kontrolle - häufig in einzelnen Phasen - gegeben. 
Im Pretest fanden sich in acht Fällen (insbesondere bei Getas-Interviews) in einer gründlichen Edition 
Inkonsistenzen, die sich jedoch nur auf eine bestimmte Phase oder ein einzelnes Ereignis bezogen. 
Anhand der sonst sehr ausführlichen Daten konnten diese Inkonsistenzen (oder Lücken) bereinigt 
werden. In zwei Fällen wurde dazu nachrecherchiert. Eine genaue editorische Bearbeitung aller 
Protokolle ist nach den Erfahrungen des Pretestes auch in der Hauptstudie zu leisten. 
2.5 Schlußfolgerungen für die Vorbereitung der Hauptstudie 
Mit dem Pretest konnte nachgewiesen werden, daß auch die ältere Zielkohorte die Rekonstruktion des 
Lebensverlaufs gut bewältigen kann, sogar unter Einbeziehung weiterer (zusätzlicher) Fragen. Die 
Erweiterung des Fragenprogramms aus LV I hat jedoch zu einer extremen Interviewlänge geführt, die 
im Hauptfeld - schon aus Kostengründen - erheblich reduziert werden muß. Wie sich deutlich zeigte, 
ist die Ermüdung bei Interviewern stärker als bei den Befragten. Abgesehen von der Dauer sollten 
Streßfaktoren möglichst abgebaut werden. Die Befragungsinstrumente, die offensichtlich für die 
Zielpersonen sehr „interessant“ sind und eine außergewöhnlich engagierte und kontinuierliche 
Kooperation gewährleisten, stellen die Interviewer/innen vor eine ungewöhnlich schwierige Aufgabe. 
Die Optimierung des Fragebogens und der Befragungshilfen sollte deshalb vor allem unter dem 
Aspekt der Interviewerentlastung angegangen werden. Das Layout sollte noch übersichtlicher 
gestaltet werden. Filter und Interviewerhinweise sind an manchen Stellen zu verbessern. Zu diskutie¬ 
ren wäre auch, ob die offenen Fragen, die Zeit kosten und durch die wörtlichen Mitschriften an¬ 
strengend sind, reduziert werden können. 
Ein schwieriges Problem stellen die, zwar im Vergleich zur Pilotstudie wesentlich geringeren, aber 
immer noch auftretenden Fehler im Interviewerverhalten dar. Die Handhabung der Befragungshilfen 
(Listenvorlage) und die genaue Wiedergabe der Fragetexte sowie eine exakte Filtersukzession sollten 
bei allen Mitarbeitern im Feld garantiert sein. Dabei kann eine Verbesserung der Instrumente allein 
nicht Abhilfe schaffen. Durch - möglichst mündliche - Schulungen müssen die Interviewer/innen sehr 
Die Teilnahme Dritter und ihre Beteiligung am Interview wurden mit als Angaben im Interviewer/innenbericht erhoben. 
Ursprünglich war - auf einen Vorschlag von Barbara von Harder (Getas) hin - erwogen worden, den Fragebogen in 
einem „Durchschreibe-Format" zu gestalten, damit die Hauptdaten als Kopie des Protokolls dem Befragten nach dem 
Interview übergeben werden können. Aus verschiedenen Gründen - nicht zuletzt technischen und finanziellen - wurde 
dieser Plan nicht realisiert. Die Zeitachse sollte den Zielpersonen die Gelegenheit geben, sich (stattdessen) eigene Notizen 
über einige Eckdaten zu machen. Die meisten wollten oder konnten diese Möglichkeit jedoch nicht nutzen.
	        
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