Full text: Lebensverläufe und gesellschaftlicher Wandel (Teil 1)

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Pilotstudie! 
1. 
Zielsetzung, Durchführung und Auswertungsverfahren der Pilotstudie 
1.1 
1.1.1 Aufgabenstellung 
Der „Pilottest“ sollte eine methodische Vorbereitung für eine Erhebung von Lebensverläufen der 
1919-21 geborenen Alterskohorte leisten. 
Die geplante Untersuchung dieser „älteren“ Jahrgänge ist ein Anschlußprojekt der repräsentativen 
Feldstudie „Lebensverläufe und Wohlfahrtsentwicklung" (LV I), die im Jahre 1981 begann, Biogra¬ 
phien von drei jüngeren Kohorten (1929-31, 1939-41, 1949-51) mit Hilfe eines standardisierten 
Fragebogens zu dokumentieren. Die Einbeziehung einer weiteren Altersgruppe wird sich der gleichen 
Erhebungsmethode bedienen, um einen Vergleich der Daten zu ermöglichen und eine Fortschreibung 
von Lebenszyklen und Beobachtung historischer Einflüsse auf Lebensereignisse zu gewährleisten. 
Die Anwendung des für jüngere Kohorten konstruierten Befragungsinstruments warf jedoch eine 
Reihe von Problemen auf, die Anlaß gaben, einen sorgfältigen Test in der älteren (neuen) Zielgruppe 
durchzuführen: 
Einbeziehung historischer Perioden, wie die Anfänge des Dritten Reiches und die Kriegsereig¬ 
(a) 
nisse, die in der Jugendzeit dieser Generation- insbesondere hinsichtlich der Schul-/Berufsbildung 
und Berufsfindung - eine Rolle spielen konnten, nicht zuletzt auch die spezifische Mobilität dieser 
Jahrgänge durch Fronteinsätze, Flucht, Umsiedlungen usw. beeinflußten; 
(b) 
Erweiterung/Ergänzung der Lebenspassagen durch eine bisher nicht explizit angesprochene 
Beendigung des Erwerbslebens (Übergang in den Ruhestand); 
erweiterte Retrospektive, da Daten über Herkunftsfamilie und Kindheitsereignisse zeitlich weiter 
(c) 
zurückliegen; 
Volumen der einzelnen Erhebung, die nicht nur einen größeren Zeitraum erfassen muß, sondern 
(d) 
eventuell auch „bewegtere" Lebensgeschichten in dieser breiteren Lebensspanne zu dokumentieren 
hat. 
Die zu erwartende Erhöhung der „Datenmenge" warf unter anderem auch das Problem der Interview- 
dauer auf. Da die Eignung des vorhandenen Lebenslaufsfragebogens an der neuen Zielgruppe 
überprüft werden sollte, wurde er fast unverändert als Basis der Pilotbefragung verwendet. Das 
Interview bestand also im Kern aus einer straffen, standardisierten Datenerhebung und kann unter 
diesem Aspekt als „Pretest“ eines („feldgeprüften") Instruments unter modifizierten Erhebungsbedin¬ 
gungen (Zielgruppe) definiert werden. Da wesentliche Lebensereignisse, wie die oben genannten, im 
Format des Fragebogens nicht vorgesehen waren, waren diese Lücken sorgfältig zu beobachten oder 
durch zusätzliche Fragen zu schließen. Zur Vorbereitung geeigneter Operationalisierungen wurden 
deshalb zusätzliche freie Explorationen nach der mehr standardisierten Erhebung des Fragebogens 
durchgeführt, die Punkte wie Einwirkungen des Krieges auf die Lebensgeschichte, vor allem auch die 
Beendigung des Arbeitslebens und den Beginn der Ruhestandsphase im freien Gespräch thematisier¬ 
ten. Die Interviewer sollten auch bestimmte Punkte oder Lebensabschnitte, die bei der standardisierten 
Erfassung der Daten unklar oder unvollständig geblieben waren, in diesen freien Gesprächen noch 
einmal aufgreifen. In der mündlichen Schulung wurden deshalb auch Themen diskutiert, die besonders 
zu beachten waren (Besonderheiten von Bildungs- und Berufsverläufen im Dritten Reich, z.B. zivile, 
paramilitärische und militärische Dienstverpflichtungen, Nachkriegsprobleme usw.). 
Der Methodenbericht zur Pilotstudie wurde in verkürzter Fassung aus den Arbeitsunterlagen für die Hauptstudie 
entnommen. Die „prospektiven" Formulierungen sind nicht verändert worden und zeigen den damaligen Erkenntnisstand.
	        
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