Full text: Oswald, Hans: Soziale Beziehungen und Interaktionen unter Grundschulkindern

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Kennenlernen der Kinder und der Schule: In der ersten Beobach- 
tungsstunde in jeder neuen Klasse lernen die Beobachter anhand 
eines Klassenspiegels die Namen der Kinder. Normalerweise rei- 
chen 45 Minuten, um bis zu 30 Kinder im Klassenraum identifi- 
zieren zu können. Nach weiteren 45 Minuten gelingt es, die Kin- 
der auch auf dem Pausenhof wiederzuerkennen, d.h. Gesichter und 
Namen sicher in Beziehung zu setzen. In den ersten Stunden des 
ersten Beobachtungstages sprechen wir viel mit den Kindern, 
lassen uns alles im Klassenzimmer zeigen, den Stundenplan er- 
klären, begleiten sie zur Hofpause und reden auch dort mit 
ihnen. Gleich am ersten Beobachtungstag fertigen wir Skizzen 
des Klassenzimmers, des Flurs und des Pausenhofes an, beschrei¬ 
ben das Setting ausführlich und schildern wiederkehrende Ab- 
läufe, Stunden- und Pausenfolgen, Stundenplan etc. Jedes Kind 
bekommt einen Kode-Namen, der aus den Buchstaben der Vor- und 
Nachnamen so gebildet wird, daß er aussprechbar ist. Mädchenna¬ 
men werden durch ein angehängtes "a" erkennbar gemacht. Diese 
Kode-Namen werden gleich mit auswendig gelernt, damit die Mit- 
schriften und die Protokolle von Beginn an anonymisiert werden 
können. Auch die Kinder bemerken dies und betrachten es als 
weiteren Hinweis, daß es den Beobachtern mit der Diskretion 
ernst ist. 
Beobachtung im Klassenzimmer: Die Beobachtungen werden immer 
von zwei Beobachtern gleichzeitig vorgenommen. Diese beiden 
Beobachter haben eine ganze Unterrichtsstunde lang zwei neben¬ 
einandersitzende Kinder im Fokus. Auf diese Weise werden die 
Interaktionen dieser Kinder untereinander und mit dritten Kin- 
dern aus zwei unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen und 
in Feldnotizen aufgeschrieben, so daß sich die später auszuar- 
beitenden Protokolle der beiden Beobachter ergänzen und kon- 
trollieren. Vor den beiden Fokuskindern stehen zwei Mikrofone, 
unter dem Tisch ein Stereo-Tonbandgerät, das zu Beginn der er¬ 
sten Beobachtungsstunde eingeschaltet wird und bis zum Ende der 
Beobachtung im Klassenzimmer mitläuft. Das Tonband liefert
	        
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