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gaßen" sie uns regelmäßig nach wenigen Minuten - selbst in
Stunden, in denen gefilmt wurde - und widmeten sich wichtigeren
Dingen.
Schwieriger war dies mit Sechs- und Zwölfjährigen. Kinder in
der ersten Klasse sind herzerwärmend zutraulich und nehmen häu-
fig Kontakt zu den Forschern auf, weil sie das Angesehenwerden
als Aufforderung zur Kommunikation verstehen. Häufiger als es
mit dem Beobachtungsauftrag vereinbar war, wollten sie mit uns
spielen. Im Gegensatz dazu fangen die Kinder der sechsten
Klasse an, Distanz aufzubauen, sie haben schon genauere Vor-
stellungen darüber, was einen Fremden angeht und was nicht, und
sie sind nicht so schnell bereit, den Fremden zum Freund zu
machen. Am schwierigsten waren deshalb unsere Beobachtungen in
der Klasse C 6. Die Klasse B 6 war dagegen leichter zu untersu¬
chen, weil diese Kinder mit uns schon seit über zwei Jahren
vertraut waren. Dies ist der Grund dafür, weshalb wir bei unse-
ren Analysen auch für Querschnittsvergleiche häufig die Beob-
achtungen aus B 6 heranziehen.
2.5 Teilnehmende Beobachtung
Entsprechend unserer Fragestellung konzentrierten wir unsere
Beobachtungen auf die Interaktionen zwischen Kindern. Die mei¬
sten Beobachtungen wurden im Klassenzimmer während des Unter-
richts einschließlich der kleinen und der großen Pausen auf dem
Schulhof durchgeführt. Daneben beobachteten wir die Kinder auch
auf Ausflügen, Sportfesten und auf einer Klassenreise. Gegen
diese Entscheidung kann man einwenden, daß es besser wäre, Kin-
der dort zu beobachten, wo sie ganz unter sich sind, also etwa
auf den Straßen, in Parks oder auf Spielplätzen. Richtig daran
ist, daß der Unterricht einen Rahmen setzt, der bestimmte im
Umgang mit Gleichaltrigen übliche Interaktionsformen teilweise
unterbindet. Für die Entscheidung spricht aber, daß man in der
Schule dieselben Kinder verläßlich wiederfindet, daß man un-