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tritt diese Tendenz nur bei Hauptschülern und Realschülern als
lineare Entwicklung auf. Bei Abiturienten interferiert sie
hingegen mit der sehr deutlichen Verlängerung der Wartezeit bis
zur Heirat bei den Kohorten 1939-41 und 1949-51. Diese
gegenläufigen Effekte kompensieren sich bei den Männern in der
Gesamtpopulation derart, daß insgesamt nur eine geringe
Verkürzung der Wartezeit bis zur Familiengründung zu beobachten
ist. Hier sei zunächst nur festzuhalten, daß die Vorverlagerung
auch bei den Männern mit Abitur zu finden ist, wobei dies ab
Kohorte 1939-41 auf einem höheren Altersniveau gilt. Es ist
hervorzuheben, daß der allgemeinbildende Teil des Berufszuganges
sich in Aufschub der Heirat niederschlägt. Obwohl diese Bedeutung
geschlechtsspezifisch ist, konnte die Geschlechtsdifferenzierung
der Familiengründung nur zu einem geringen Teil auf die
unterschiedliche Relevanz der allgemeinen Qualifizierung für
Männer und Frauen zurückgeführt werden. Auch wenn man die
unterschiedliche Bedeutung des Schulabschlusses für Männer und
Frauen berücksichtigt, bleibt der Altersunterschied zwischen
Männern und Frauen im wesentlichen bestehen. Auch der veränderte
Stellenwert der höheren Bildung reicht nicht aus, die
Vorverlagerung der Heirat zu erklären. Man kann aber zeigen, daß
die wachsende Bedeutung der gymnasialen Bildung für die Männern
zur Kompensation des Vorverlagerungstrends führte. Die
Gegenläufigkeit dieser Trends ist auch bei den Frauen zu finden,
aber nur bei der Kohorte 1939-41, die unter günstigen
ökonomischen und sozialen Bedingungen aufgewachsen ist. Die
Bedeutung der beruflichen Ausbildung für die Wahl des
Heiratszeitpunkts besteht in ähnlicher Weise im Aufschub der
Heirat.
Allerdings kann man nicht davon ausgehen, daß
Bildungsinvestition und Heiratsalter in einer linearen Beziehung
zueinander stehen, sondern vielmehr besteht eine U-förmige
Beziehung zwischen dem Ausmaß der Qualifikation und der Wartezeit
bis zur Heirat. Die Ursache dafür ist darin zu sehen, daß die
fehlende Qualifikation nicht als eine zeitliche Entlastung
zugunsten der Familiengründung zu betrachten ist. Eine fehlende
Qualifikation ist mit einer längereren Wartezeit bis zur Heirat
verbunden. Dies gilt jedoch nur für Männer, deren Heiratschancen