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Tendenz zur Vorverlagerung der Heirat entgegengearbeitet. Wäre
andererseits der Altersprozeß der gleiche wie bei der Kohorte
1929-31 geblieben, dann wäre die Bildungsexpansion mit einem
durchschnittlichen Aufschub der Heirat um ein Jahr verbunden
gewesen.
Man kann also schlußfolgern, daß bei den Frauen eine von den
Bildungsinvestitionen unabhängige Vorverlagerung der Heirat
stattgefunden hat. Diese wurde aber durch die Bildungsexpansion,
insbesondere durch den veränderten Stellenwert der Qualifikation
für die Familiengründung in ihrer Bedeutung gemindert. Der
heiratsaufschiebende Effekt der Bildunsexpansion wurde durch eine
parallele Entwicklung, die zur Vorverlagerung der
Heiratsentscheidung führte, konterkariert. Auch bei den Männern
hätte es eine solche Vorverlagerung der Familiengründung gegeben,
und zwar von 10 auf 8.5 Jahre bei der jüngsten Kohorte (vgl.
Tabelle 17). Insbesondere bei der Kohorte 1949-51 wurde aber
diese Entwicklung durch die Erweiterung heiratsaufschiebender
Bildungswege gebremst. Dies gilt vor allem für die Männer der
Kohorte 1949-51. Wie bei den Frauen waren dafür weniger die
expandierten Anteile höherer Bildungsgruppen verantwortlich,
sondern hauptsächlich die verstärkten Bildungseinflüsse. Die
stärkere Verwertbarkeit von Bildungsinvestitionen hätte auch bei
den Männern zum stärkeren Aufschub der Familienbildung geführt,
wenn es nicht eine davon unabhängige Tendenz zur Vorverlagerung
der Eheschließung gegeben hätte.
2.2.6 Altersabhängigkeit von Heirat und Berufszugang
Wie wird nun die Altersabhängigkeit der Heiratsentscheidung durch
die Effekte unterschiedlicher Berufszugänge beeinflußt?
Schaubild 11, dem die Parameter in Tabelle 1 entsprechen, zeigt,
daß die Altersabhängigkeit durch die Eweiterung der
Modellkovariaten stärker wird. Wir wollen uns den Vorgang noch
einmal vergegenwärtigen: Zunächst gründen wir unsere Voraussage
der Heiratswahrscheinlichkeit nur auf das Alter. Wir sind davon
ausgegangen, daß die Heiratsrate mit steigendem Alter bis zu
einem Punkt tm ansteigt und nach dessen Überschreiten wieder