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Kontrollbewußtsein ist für Axel offensichtlich ein zentrales subjekti¬
ves Konzept. Axel hat ein ausgeprägtes "Kontrollbedürfnis", das sich im we¬
sentlichen an drei Aspekten festmachen läßt: Er will sein Verhalten aus-
schließlich selbst bestimmen und evaluiert dies auch entsprechend; er will
(als vermeidbar perzipierten) Zwängen so weit wie möglich aus dem Wege ge¬
hen, was ihm seiner Meinung nach besonders im Freizeitbereich auch gelingt;
und er möchte andere Personen beeinflussen, und zwar hauptsächlich dadurch,
daß er sie von seiner Meinung überzeugt.
Sehr deutlich läßt sich die Relevanz von Axels Kontrollbewußtsein für
seine Identität herausarbeiten. Mit seiner deterministisch-internalen Grund¬
sicht, die auch die vollständig eigene Determination seines Verhaltens mit-
einschließt, grenzt er sich von anderen Personen ab und wird dadurch zum un¬
verwechselbaren, quasi einzigartigen Individuum. Eine weitere Funktion von
Axels Kontrollbewußtsein liegt in der Evaluation seines selbstbestimmten
Verhaltens. Da Axel in seiner Sicht sein Handeln grundsätzlich nach der ei-
genen Meinung ausrichtet, kann er auch bei Mißerfolgen - die er durchaus
und in Übereinstimmung mit seinem Grundmodell häufig internal attribuiert -
mit sich zufrieden sein. Des weiteren kann Axel mit seinem internalen Grund-
modell auch solche Verhaltensweisen als selbstbestimmt bewerten, die er bei
anderen Personen als angepaßt oder opportunistisch bezeichnen würde. Er
selbst ist es ja der bestimmt, in welchen Situationen er sich hart durch¬
setzt und in welchen Situationen er sich zurücknimmt. Insofern kann Axels
Kontrollbewußtsein als eine wichtige "Strategie" der Lebensbewältigung in¬
terpretiert werden.
Auch die illusorischen internalen Anteile von Axels Kontrollbewußtsein
können als psychohygienisch funtionell interpretiert werden. Ich habe hier
die Hypothese entwickelt, daß Axel mit ihrer Hilfe solche Situationen und
Lebenskontexte "abwehrt", in denen er de facto außenbestimmt wird (und dies
möglicherweise auch so perzipiert).