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objektiven Eigenschaften beziehungsweise Einflüsse der Umwelt
wider, sondern im wesentlichen nur die für ihre Existenzsiche-
rung notwendigen oder bedeutsamen.
Auch die Weiterentwicklung des Psychischen sucht er mit der An¬
passung zu erklären:
"Die mit der Sensibilität (mit der Fähigkeit zu empfinden) ver-
bundene Tätigkeit wird demnach vor allem durch die Tatsache
ausgelöst, daß die Umwelteigenschaften, die das Tier zur Aktion
veranlassen, nicht mit den Eigenschaften übereinstimmen, die
als Folge dieser Tätigkeit auf das Tier wirken und seine Exi-
stenz nach der einen oder anderen Seite, positiv oder negativ
beeinflussen.
Diese fortschreitende Diskrepanz im Verlauf der Anpassung des
Tieres an die sich ständig ändernde und in ihren Eigenschaften
immer vielfältiger werdende Umwelt läßt den Widerspiegelungs¬
prozeß immer komplizierter werden und führt zur Weiterentwick-
lung des Psychischen." (Leontjew 1973, S. 41)
Diese Erklärungsweise ist allerdings nicht einmal formallogisch
haltbar und fern von jeder Dialektik. Die Höherentwicklung der
Lebewesen beziehungsweise des Psychischen soll durch Anpassung
an die immer vielfältiger werdende Umwelt vollzogen worden sein.
Dann bleibt aber die Frage offen, wie eben diese Umwelt - und
dazu gehört für jedes höhere Lebewesen auch und insbesondere die
organische Umwelt -
immer vielfältiger werden soll auf dem Wege
der Anpassung.
Abgesehen von diesen logischen Absurditäten, liegt hier eindeu¬
tig ein mechanischer Determinismus vor, der allerdings immer
vorliegt, wenn die erkenntnistheoretische Widerspiegelungstheo¬
rie zu einem psychologischen Erklärungsprinzip verunstaltet
wird.
Solch ein mechanischer Determinismus ist völlig ungeeignet, die
Herausbildung höherer Lebewesen und schließlich eines Subjekts
in der Natur zu begreifen. Die mechanisch deterministischen Er-
klärungsprinzipien der Widerspiegelung - sofern es sich nicht
um Erkenntnistheorie handelt, die vornehmlich die Adäquatheit