75 -
so daß hier der organische Körper eine selbständige Reaktions-
kraft hat, die neue Reaktion durch ihn vermittelt werden muß.
(MEW 20, S. 554)
Die Entwicklung menschlicher Bedürfnisse schließlich im Gegen¬
satz zu anderen, tierischen Formen des diskontinuierlichen
Stoffwechsels, beruht darauf, daß der Stoffwechsel durch Arbeit
vermittelt ist, durch die Naturgegenstände bereits menschlichen
Bedürfnissen assimiliert werden und die Menschen ihre Bedürf-
nisse nicht nur jeweils befriedigen, sondern auch entfalten,
also im Stoffwechsel mit der Natur sich nicht nur reproduzieren,
sondern produzieren, als zunehmend selbständige Subjekte.
"Die Arbeit ist zunächst ein Prozeß zwischen Mensch und Natur,
ein Prozeß, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur
durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er
tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die
seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine,
Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in
einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem
er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie
verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwik-
kelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel
ihrer Kräfte seiner eignen Botmäßigkeit." (Marx, Kapital I,
S. 192)
Aber auch qualitativ bedarf die Herausbildung von Lebewesen mit
diskontitunierlichem Stoffwechsel beziehungsweise mit Bedürf-
nissen des entsprechenden Reichtums. Selbst wenn eine quantita¬
tiv relativ reichhaltige Versorgung und entsprechend häufige
Sättigung möglich ist, bilden sich nur so weit höhere Funktio-
nen aus, wie die entsprechenden Betätigungsbedingungen dafür
vorhanden sind. Es konnten zum Beispiel nur Bären mit einer Vor-
liebe für Honig entstehen, soweit Honig in der Natur vorkommt.
Allgemein gesehen: Es konnten sich nur Lebewesen mit den höhe¬
ren Funktionen der Orientierung herausbilden, sofern es eine
Umwelt gibt, deren Differenziertheit einen Gegenstand für die
Orientierung darstellt.
Insofern stellen alle Stoffwechsel- und Orientierungsfunktio-
nen auch eine Widerspiegelung der sie umgebenden Realität dar.