Full text: Hess, Jürgen Peter: Empirische Sozialforschung und automatisierte Datenverarbeitung

dung zwischen einer 'unproblematischen' und einer 'proble¬ 
matischen' quantitativen Empirie. Offensichtlich ist gerade 
eine derartige Zuordnung erst als Ergebnis der Lösung des 
Meßproblems in den Sozialwissenschaften zu erhoffen und 
daher gegenwärtig nur zur Erläuterung der Zielsetzung zu 
erwähnen. 
Kreppner versucht einen anderen Zugang zur Erklärung und 
Deutung in den Sozialwissenschaften zu finden: 
"Statt der Fixierung einzelner Variablen in einer Matrix von 
Einflußfaktoren für Handeln, besitzt jetzt Priorität für die 
Forschung das Aufspüren und Nachzeichnen von Denkstrukturen, 
das Ausbuchstabieren von Regeln, an die sich nach Maßgabe 
seines Alltagswissens das handelnde Subjekt hält, und die 
Rekonstruktion der Interpretationsmuster und Logiken, die es 
bei der Zuordnung von Erfahrungen in sein eigenes kognitives 
System benutzt." (K. Kreppner, a.a.O., S. 100) 
Es erscheint möglich, die Formulierung 'Regeln, an die sich 
nach Maßgabe seines Alltagswissens das handelnde Subjekt 
hält' als Gliederungskriterium zu verwenden. Danach sind 
unproblematische' quantitative Vorgehensweisen eher diejeni¬ 
gen, die im Alltagswissen einer Gesellschaft ihren Platz 
haben. Hierzu gehören sicher absolute und relative Zählungen, 
monetäre Größen, bestimmte physikalische Meßgrößen (Gewicht, 
Zeit, Raum) und auch fundamentale Modelle (zum Beispiel ist 
die 'durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit' ein in 
Tarifverträgen verwendeter Begriff). Werden jedoch diese 
Größen nicht nur in tabellarischen oder grafischen Darstel¬ 
lungen vorgestellt, sondern zu Kennziffern verdichtet, die 
dem Alltagswissen fremd sind (etwa statt Durchschnitt 
Standardabweichung), oder zur Tabellenanalyse mit statisti- 
schen Modellen herangezogen, ist eine 'problematische' 
quantitative Vorgehensweise in diesem Sinne zu konstatieren. 
In diesem Zusammenhang betont Kreppner: 
"... 
phänomenadäquate Meßinstrumente (in den Sozialwissen¬ 
was ein 
schaften) ... fehlen wie ein Konsens darüber, 
relevanter Aspekt in einem Objektbereich sei." (K. Kreppner, 
a.a.O., S. 112)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer