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Inhaltlich wird als Bildungsziel des 10. Schuljahres ten-
denzielle Autonomie (Kompetenz) gefordert, besonders
hinsichtlich der Berufswahl und des späteren Berufsle-
bens. Dem dient auch die Forderung, das 10. Schuljahr
solle einen möglichst großen, motivierenden Ernst-
charakter im praktischen Bereich haben. Die Anbindung
an die Berufsschule wird favorisiert.
BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN INDUSTRIE, BUNDESVEREINI¬
GUNG DER DEUTSCHEN ARBEITGEBERVERBÄNDE, UND DEUTSCHER
INDUSTRIE- UND HANDELSTAG
Stellungnahme der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft
zum 9. Volksschuljahr. Bonn und Köln 1963 (als Schreiben
an den Präsidenten der Ständigen Konferenz der Kultus-
minister veröffentlicht).
Die Stellungnahme wendet sich bei prinzipieller Bejahung
eines 9. Volksschuljahres gegen alle Tendenzen, diesem
Jahr einen konkret praktischen Bezug zum Beruf zu
geben. Nach Auffassung der Wirtschaftsverbände "muß
das 9. Volksschuljahr die Jugend auf den Eintritt in
das Berufsleben vorbereiten, indem es ... einen allge¬
meinen Überblick über die Arbeitswelt (gibt) und in
ganz besonderem Maße zur Gewissenhaftigkeit und Konzen-
tration, zur Ausdauer und Zusammenarbeit (erzieht)"
Verständlich ist dann die Zuordnung zur Volksschule.
Gewarnt wird vor einer Einführung des 9. Schuljahres
"solange nicht einmal überall der bisherige achtjährige
Pflichtunterricht in vollem Umfang in der pädagogisch
notwendigen Weise erteilt werden kann". Weiter wird eine
zeitliche Koordination bei der Einführung des 9. Schul-
jahres in den einzelnen Ländern gefordert, da eine Ein-
führung zu verschiedenen Zeitpunkten innerhalb geschlos-
sener wirtschaftlicher Einzugsbereiche zu eines Diskon-
tinuität der Lehrlingseinstellungen und der Personalpoli-
tik führen kann.