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ihm Angst, so daß er diese vorbewußt wahrgenommenen,
affektiven Anforderungen so abzuwehren versucht, daß
er ihre Solidarität mit ihm als Dummheit zu decouvrie¬
ren und zu kritisieren versucht.
Wie immer die Strategie von Herrn B. motiviert sein
mag: Mit diesem Zug hat Herr B. seine Frau auf einer
neuen Ebene angegriffen: Sie ist nicht nur "dickköp-
fig" sondern man muß auch ihre Antworten mit Vorsicht
betrachten. Wenn seine Frau bei einem Topos, über den
längst Einigung bestand, eine falsche Einschätzung ge-
geben hat, dann muß man annehmen, daß sie bei anderen
Items erst recht Wahrnehmungstäuschungen unterlag. Vor
allem ist auch ihren Argumenten in der Diskussion prin-
zipiell Mißtrauen entgegenzubringen.
6. Die von Frau B. bei Beantwortung des Fragebogens ange¬
wandte Strategie, ihren Mann möglichst zu schonen, wird
für sie zum Bumerang. Nicht nur scheitert sie in der
Hinsicht, daß sie erkennen muß, daß ihr Mann ihr kei-
nen solchen "Vorschuß" vor den Beobachtern zugesteht,
sondern jetzt muß sie erfahren, daß die von ihr inten-
dierte Taktik von ihrem Mann sogar gegen sie gewendet
wird. Ihr Entgegenkommen wird ihr als Unehrlichkeit
beziehungsweise als eine Art Inkompetenz vorgeworfen,
richtige Zuordnungen treffen zu können.
Ob Herr B. diese Taktik, die Vorgehensweise seiner
Frau gegen sie zu wenden, bewußt einschlägt, ist zu
bezweifeln. Ich meine vielmehr, daß er bewußt sich so
verhält, wie er es gemäß seiner Schuldzuschreibungs¬
bedürfnisse zu tun glauben muß. Um vor den Beobachtern
als derjenige dazustehen, der auf der Suche nach der
"objektiven Wahrheit" ist, und in seinem Bestreben,
seine Frau als den Schuldigen an der Beziehungsmisere
zu überführen, bringt er es sogar fertig, sich selbst