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3. Die Datenbearbeitung
Der nächste Schritt der Untersuchung besteht darin, die Tran-
skripte der auf Tonband protokollierten Sitzungen (das "Urma-
terial") systematisch zu analysieren. Unser Vorgehen umfaßt da-
bei zwei Phasen: In einem ersten Schritt der Materialauswertung
wird eine sogenannte "Globalcharakteristik" erstellt, in der die
in dem Material zutage tretenden Phänomene mit Hilfe soziologi-
scher Kategorien miteinander in Beziehung gesetzt werden, ohne
daß aber mit diesem ersten Schritt der Anspruch einer kausal-
analytischen Erklärung der dargestellten Zusammenhänge verbunden
wäre.
Die Globalcharakteristik stellt vielmehr den Versuch dar, die
spezifischen Konstellationen innerhalb des Familiensystems zu
charakterisieren und die aus einer ersten Analyse des Materials
gewonnenen Einblicke in die "Logik des Systems" deskriptiv dar
zustellen. Funktion der Globalcharakteristik ist also einmal,
den erworbenen Wissensstand über die Familie zu repräsentieren,
Fortsetzung der Fußnote von S. 8.
ihres Kindes mit im elterlichen
Verhalten begründet
an der Untersuchung er
sein könnte. Von der Mitarbeit
hofften sie sich Erkenntnisse,
die sowohl ihnen per-
sönlich als auch anderen Eltern und Kindern helfen
könnten, mit gewissen Schwierigkeiten fertig zu wer-
den. Daher konnte zumindest bewußt kein Motiv bei den
Familien vorliegen, eine andere als die gewohnte Selbst-
darstellung zu geben.
Die inneren Bedürfnisse von Kindern im Vorschulalter
6.
sind so stark, daß sie diese auch artikulieren, wenn Be-
obachter anwesend sind. Das Verhalten der Kinder aber
zwingt die Eltern zu reagieren, besonders dann, wenn
es sich um ein Verhalten handelt, von dem sie annehmen,
daß die Beobachter es ungünstig beurteilen werden. Die
Reaktionsweisen auf ein bestimmtes Verhalten müssen
dann aber insofern die gewohnten sein, als ein plötz-
lich völlig verändertes Erziehungsverhalten die Kinder
—
was auch den Beobachtern nicht ver
überraschen würde
borgen bleiben kann. Außerdem würden die mit einem völ-
lig anderen Verhalten konfrontierten Kinder wahrschein-
lich auf dieses gar nicht in der gewünschten Weise rea-
gieren, das heißt der von den Eltern benötigte "Erfolg
bliebe aus. (Schütze, Y., 1974, S. 83 f.)