sein. Einfach ausgedrückt: Schreibt man die eigene berufliche
Lage sich selbst zu, ist man bereit, diese gut zu finden. Das
als selbstverursacht erlebte Schicksal wird akzeptiert ("Ich
bin dafür verantwortlich - also kann es nicht schlecht sein").
Je mehr dagegen externe Faktoren bei der Erklärung des eige-
nen Berufsweges herangezogen werden, umso eher ist man geneigt,
mit der beruflichen Rolle unzufrieden zu sein. Oder besser umge¬
kehrt: Im Interesse der Stabilisierung des Selbstwertgefühls
neigen Individuen dazu, positive Ereignisse sich selbst zuzu¬
schreiben, negative werden eher an Umwelteinflüssen "festge¬
macht"
Dieser Zusammenhang ist besonders bei der Statusgruppe I deut¬
lich, also bei den Facharbeitern und nicht aufgestiegenen Be¬
rufswechslern, die eine geringere Berufszufriedenheit als die
sozial Aufgestiegenen referieren. Die mit ihrem Beruf besonders
unzufriedenen Angehörigen dieser Gruppe schreiben ihre Situa¬
tion besonders häufig äußeren Faktoren zu. Bedenkt man, daß
ein großer Teil der Befragten der Statusgruppe I sozialen Auf¬
stieg per Weiterbildung versucht, aber nicht erreicht hat und
daß dabei äußere Faktoren wie die finanzielle Lage eine gewich¬
tige Rolle spielten, dann ist dies ein durchaus plausibler Zu-
sammenhang
Mit dem - von einigen in der Gruppe der intragenerationell Auf¬
gestiegenen tatsächlich realisierten Führungsanspruch - steigt
die Berufszufriedenheit ebenfalls. Diese Beziehung ist aller¬
dings nicht signifikant. Die Tendenz, Macht über andere auszu-
üben, steigert also bei denen, die per Rollenanforderung dazu
in der Lage sind, das Gefühl der Zufriedenheit mit dieser Rolle.
Zu diesem Interpretationsansatz paßt auch die zweite, signifikante
Korrelation, die einen positiven Zusammenhang zwischen "rigider
Pflichtauffassung" und Berufszufriedenheit markiert. Hier wird
deutlich, daß der verinnerlichte Zwang zu makelloser Erfüllung
1
Vgl. Lempert und Thomssen: Berufliche Erfahrung und gesell¬
schaftliches Bewußtsein, a.a.O., Abschnitt 2.3.