Full text: Bamberg, Ulrich W.: Leistungsbezogene Persönlichkeitsmerkmale gelernter Maschinenschlosser

sein. Einfach ausgedrückt: Schreibt man die eigene berufliche 
Lage sich selbst zu, ist man bereit, diese gut zu finden. Das 
als selbstverursacht erlebte Schicksal wird akzeptiert ("Ich 
bin dafür verantwortlich - also kann es nicht schlecht sein"). 
Je mehr dagegen externe Faktoren bei der Erklärung des eige- 
nen Berufsweges herangezogen werden, umso eher ist man geneigt, 
mit der beruflichen Rolle unzufrieden zu sein. Oder besser umge¬ 
kehrt: Im Interesse der Stabilisierung des Selbstwertgefühls 
neigen Individuen dazu, positive Ereignisse sich selbst zuzu¬ 
schreiben, negative werden eher an Umwelteinflüssen "festge¬ 
macht" 
Dieser Zusammenhang ist besonders bei der Statusgruppe I deut¬ 
lich, also bei den Facharbeitern und nicht aufgestiegenen Be¬ 
rufswechslern, die eine geringere Berufszufriedenheit als die 
sozial Aufgestiegenen referieren. Die mit ihrem Beruf besonders 
unzufriedenen Angehörigen dieser Gruppe schreiben ihre Situa¬ 
tion besonders häufig äußeren Faktoren zu. Bedenkt man, daß 
ein großer Teil der Befragten der Statusgruppe I sozialen Auf¬ 
stieg per Weiterbildung versucht, aber nicht erreicht hat und 
daß dabei äußere Faktoren wie die finanzielle Lage eine gewich¬ 
tige Rolle spielten, dann ist dies ein durchaus plausibler Zu- 
sammenhang 
Mit dem - von einigen in der Gruppe der intragenerationell Auf¬ 
gestiegenen tatsächlich realisierten Führungsanspruch - steigt 
die Berufszufriedenheit ebenfalls. Diese Beziehung ist aller¬ 
dings nicht signifikant. Die Tendenz, Macht über andere auszu- 
üben, steigert also bei denen, die per Rollenanforderung dazu 
in der Lage sind, das Gefühl der Zufriedenheit mit dieser Rolle. 
Zu diesem Interpretationsansatz paßt auch die zweite, signifikante 
Korrelation, die einen positiven Zusammenhang zwischen "rigider 
Pflichtauffassung" und Berufszufriedenheit markiert. Hier wird 
deutlich, daß der verinnerlichte Zwang zu makelloser Erfüllung 
1 
Vgl. Lempert und Thomssen: Berufliche Erfahrung und gesell¬ 
schaftliches Bewußtsein, a.a.O., Abschnitt 2.3.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer