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Stadtschule sollte man zuerst erwägen: wie viel
an Kraft für den Unterricht der Jugend ist vor=
handen, d. h. wie viele Lehrer hat die Schule,
und wie viele Stunden sind ihnen aufgetragen?
Die Kraft muß nun gegen die Last gehalten
werden, man muß viel und wohl bedenken: wie
viel läßt sich in diesen Stunden von thätigen
Lehrern thun? Darnach ist der Weg zu bestim=
men, auf welchem man an diesem Orte die Aus=
bildung zum Menschen und Bürger vollenden
muß. Wer mehr verlangt, muß seine Knaben
entweder in eine auswärtige größere Schule
schicken, oder ihnen noch Privatstunden geben
lassen. Vier geschickte und arbeitsame Lehrer
würden wohl hinreichend seyn, in einer brauch¬
baren Bürgerschule alle die Lectionen zu geben,
die man jetzt gewöhnlich fordert, wenn nicht auf
Zeichnen und Französisch Rücksicht genommen
werden soll. Nur muß das Ganze so angelegt
werden — um mich einer etwas zu niedrigen Ver¬
gleichung zu bedienen, die aber doch die Sache
manchen sehr begreiflich macht — wie in einer Fa=
brik, wo einer dem andern in die Hände arbeitet.
Aber wie traurig sieht es auf mancher solchen
Stadtschule aus! Jeder treibt höchstens in den
öffentlichen Stunden was ihm vorgeschrieben ist,
aber nach seinem individuellen Dafürhalten.
Außer den öffentlichen giebt aber jeder Lehrer
gewöhnlich noch Privatstunden, in denen alles
fein bunt untereinander geht, so daß man recht
eigentlich die Absicht zu haben scheint, es soll
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aus
M. Flade üb. Stadtsch.
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ung
Max-Planck-Institut für Bildungsf