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Max-Planck-Institut für Bildungsf
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alle seine Bürger als Pflanzer in das alte Latium
zu schicken. Aber auch dies zugegeben, fehlt es
nicht selten an fester Anordnung. Jeder Lehrer
treibt in seiner Klasse willkührlich nach seiner,
wenn auch noch so unrichtigen Ansicht der Sache,
was ihm beliebt, und wirft wohl gar ganz ge=
müthlich wieder um, was vorhin wohlbedächtig
aufgenommen war. Man trifft oft ganz einer=
lei Unterrichtsgegenstände in verschiedenen Klas=
sen, oder trift ihn in einer niedern Klasse, da
er in eine höhere gehörte, kurz: man muß
nicht anders denken, als wenn ein blindes Un=
gefähr das Ganze, wie es vor uns liegt, zu=
sammengeworfen hätte. Haben die Knaben noth=
dürftig lesen gelernt, so wird auch gleich Latein
angefangen — die Knaben und die Aeltern mö=
gen sich noch so sehr sträuben — man fragt nicht
darnach, ob der Knabe nach wenig Jahren die
Schule wird verlassen müssen, wo zwar die
Geistesthätigkeit, wozu ihn das Lateinlernen no=
thigte, nicht ohne gute Folgen ist; ihm aber
doch Kenntnisse abgehen, die er sich jetzt mehr
wünschen würde. Man lasse doch das Latein
eine eigne Abtheilung seyn, wo es nur die ler=
nen, die längere Zeit in der Schule verweilen
und auf etwas Höheres ausgehen. Der Trieb
nach etwas Höhern wird ihm schon Freunde ver=
schaffen. Und wie viel Latein lernen sdenn Schü=
ler solcher Schulen in sehr vielen Jahren? An
einer Sprache zu lange gelernt ist gerade oft
Ursache, daß man sie nicht lernt. Bei jedeo
Stadt=