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dem Nüzlichen das Angenehme zu verbinden wissen. Aus
dieser Ursache wäre es sehr zu wünschen, daß man we=
nigstens in den Bürger= und Mittelschulen durchgehends
sächsische Musterschriften einführen möchte, so daß ein=
zelne Blätter z. B. aus der noch immer vorzüglichen
Weberschen oder Köppelschen Vorschrift der längern
Dauer wegen auf Pappe befestiget und zu mehrerer Si=
cherung vor Schmuz mit feinem Lack überzogen würden.
Und wäre auch die Einführung der sächsischen Schreib=
manier nicht allgemein, so sollte man doch wenigstens
von Seite der Inspektionen darauf zu sehen berechtigt
sein, daß gegen die, welche an die sächsische Weise zu
glauben wünschten, nicht sofort die Strenge des Bannes
und Zwanges ausgeübt werden dürfte. Diese Foderung
gründet sich auf die Gesetze der Billigkeit. Selbst in
Sachsen sind nicht alle Schreiblehrer Meister in der
Schreibekunst. Wo das der Fall ist, da sorgen die Be=
hörden dafür, daß von andern Schreibern gefertigte
gute Muster vorgelegt und unter der Leitung und Auf¬
sicht der Lehrer genau und richtig nachgebildet werden.
Abgesehen von dem mannichfaltigen Vortheil, den
sie gewährt, verdient die Zeichenkunst schon als Mit¬
tel, wodurch der Geschmack verfeinert und veredelt, und
das Herz für die Gefühle des Guten und Schönen ge=
wonnen werden kann, unsere ganze Achtung und Auf=
merksamkeit. Die sanften Eindrücke, die sie erzeugt,
sind fester und bleibender, als die wir der Musik ver=
danken. Diese mag zwar in dem Augenblick mehr reitzen
und begeistern, aber die von ihr geweckten Empfindun=
gen verhallen leicht wie ihre Töne wieder. Schon aus
dieser Ursache gebührt der Zeichenkunst ein hoher Vorzug.
Der Vortheil, welchen sie den Professionen und mecha=
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nischen=
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
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