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Umlauf bringen; will allen unnöthigen Tand und Flit¬
terstaat zwekloser Unterweisung wegräumen; will ieden
Staatsbürger gründlich unterrichten und ganz so bilden
lassen, wie es seine künftige Bestimmung fodert, und
will selbst, um die Lauterkeit der Absicht vor Augen zu
legen, keinen zur Erreichung ienes beglückenden End¬
zwecks nothwendigen Aufwand scheuen. Kann man in
der Sache mehr thun? Und giebt es wol für den künf¬
tigen Gewerbsmann, Gutsbesitzer, Herbergsvater, Hand=
werker u. s. w. kein nüzlicheres Wissen, als daß er viel¬
leicht nach acht, zehen Jahren mit vornehmer Mine noch
aufs Haar Casus und Genus treffen und mit geübter
Kraft sein Nom. scamna longa, die lange Bank,
Gen. scamnae longae, der längen Bank hervorrol¬
len lassen kann? Und ist es nicht vernünftiger, da, wo
das uralte überständige Latein, eben weil es zur künf¬
tigen Lebensweise nicht paßt, dem Anschein nach allmä¬
lig ranzig und eckelhaft geworden ist, gegen andere mehr
wefentlichen Vortheil bringende Sprachen und andere in
die dereinstige Bestimmung mehr eingreifende Fertigkei¬
ten zu vertauschen? — Noch weit ärger und heftiger ist
ein anderes Vorurtheil, welches der leidige Stolz mit
der Eitelkeit erzeugt. „Ach, so seufzt man, wo nicht
gar etwas Eifersucht dahinter steckt! Scheint es doch
gerade so, als beneide man gewisse Plätze wegen des
Ruhms, den ihnen ihre scholastischen Zierden so lange
gebracht hatten!" Das möchte nun wol bei der neuen
Schöpfung der Schulen das Lezte sein. Aber man denkt
wirklich so. Jch muß bei dieser Gelegenheit einer son=
derbaren Scene gedenken, die ich in den ersten zwanzig
Bogen eines neuen satirischen Romans, der, wie mir
der Verfasser unlängst schrieb, auf künftige Ostern er=
scheinen wird, gelesen habe. Die Geschichte selbst ist in
den
Max-Planck-Institut für Bildungsforschunc
ite
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