Full text: Degen, Johann Friedrich: Ueber Mittelschulen

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Umlauf bringen; will allen unnöthigen Tand und Flit¬ 
terstaat zwekloser Unterweisung wegräumen; will ieden 
Staatsbürger gründlich unterrichten und ganz so bilden 
lassen, wie es seine künftige Bestimmung fodert, und 
will selbst, um die Lauterkeit der Absicht vor Augen zu 
legen, keinen zur Erreichung ienes beglückenden End¬ 
zwecks nothwendigen Aufwand scheuen. Kann man in 
der Sache mehr thun? Und giebt es wol für den künf¬ 
tigen Gewerbsmann, Gutsbesitzer, Herbergsvater, Hand= 
werker u. s. w. kein nüzlicheres Wissen, als daß er viel¬ 
leicht nach acht, zehen Jahren mit vornehmer Mine noch 
aufs Haar Casus und Genus treffen und mit geübter 
Kraft sein Nom. scamna longa, die lange Bank, 
Gen. scamnae longae, der längen Bank hervorrol¬ 
len lassen kann? Und ist es nicht vernünftiger, da, wo 
das uralte überständige Latein, eben weil es zur künf¬ 
tigen Lebensweise nicht paßt, dem Anschein nach allmä¬ 
lig ranzig und eckelhaft geworden ist, gegen andere mehr 
wefentlichen Vortheil bringende Sprachen und andere in 
die dereinstige Bestimmung mehr eingreifende Fertigkei¬ 
ten zu vertauschen? — Noch weit ärger und heftiger ist 
ein anderes Vorurtheil, welches der leidige Stolz mit 
der Eitelkeit erzeugt. „Ach, so seufzt man, wo nicht 
gar etwas Eifersucht dahinter steckt! Scheint es doch 
gerade so, als beneide man gewisse Plätze wegen des 
Ruhms, den ihnen ihre scholastischen Zierden so lange 
gebracht hatten!" Das möchte nun wol bei der neuen 
Schöpfung der Schulen das Lezte sein. Aber man denkt 
wirklich so. Jch muß bei dieser Gelegenheit einer son= 
derbaren Scene gedenken, die ich in den ersten zwanzig 
Bogen eines neuen satirischen Romans, der, wie mir 
der Verfasser unlängst schrieb, auf künftige Ostern er= 
scheinen wird, gelesen habe. Die Geschichte selbst ist in 
den 
Max-Planck-Institut für Bildungsforschunc 
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