-Planck-Institut
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von einer Entfernung aus dem Staatsdienst *) ist nicht die Rede
gewesen. Es wäre dieß in der That eine nicht zu erklärende Maß
regel. Wir haben nichts verbrochen und können gesetzwidriger,
gefährlicher Handlungen nicht beschuldigt, nicht überführt werden.
Gott, der untrügliche Richter, weiß es, daß wir mit den Gaben
und Kräften, die uns seine Gnade verliehen, mit Treue für Gott,
König und Vaterland gewirkt, unsern Beruf auszufüllen rastlos
gestrebt und nichts beigetragen haben, was die Auflösung einer
alten berühmten Lehrer=Bildungsanstalt herbeigeführt hat. Die
ses Bewusstsein ist beruhigend und erhebend. Wo die innere
Stimme nach schärfster Prufung spricht: „Fürchte dich nicht," da
kann man getrost zum Himmel aufblicken, da wird man immer
stärker in der Ertragung von Verkennungen, immer muthiger in
der Vertheidigung gegen Verdächtigungen, immer fester in der Er
haltung und Bewahrung seiner ungefärbten, lauteren Gesinnung,
immer entschiedener im Handeln auf geraden Wegen nach richtiger
Ueberzeugung gegen Lug, Trug und heuchlerisches Wesen.
Ich habe zwar viel gesagt, aber lange noch nicht Alles. Auch
Schweigen zu rechter Zeit ist eine That. Nur noch ein paar Worte.
Ich bin nicht mehr Seminarlehrer. Ich habe aufgehört,
mitten in der vollsten Manneskraft aufhören müssen, Erzieher
und Bildner von Jugendlehrern zu sein. — Ich scheide
nach der Weisheit und dem Willen meines Königs und Herrn aus
einem Wirkungskreise, in dem mich Gott vor 12 Jahren **) durch
die Königliche Staatsbehörde gesetzt hat und für den ich mich bei
gereifteren Erfahrungen mehr und mehr berufen halten durfte.
Ich scheide mit Schmerz; mit Schmerz über das herbe
Schicksal der Anstalt; mit Schmerz über den Verlust, den da
durch ein bedeutender Theil einer schönen Provinz erleidet; mit
Schmerz über meine Entrückung aus dem mir theuern und wer
— Ich scheide mit Dank; mit Dank gegen
then Berufe.
Gott, daß er mich in diesen Kreis des Lehrerlebens und Lehrerwir
kens geführt; mit Dank gegen die hiesige Königliche Provinzial
Schulbehörde, die mich mit so vielem Wohlwollen und Vertrauen
*) Im Lehrstande sollte man keinen Unterschied zwischen Staats= und
Communal=Dienst machen. Die Staatsregierung thut das selbst nicht, wie
neuere Beispiele gezeigt haben. Wer als Lehrer aus dem Staatsdienste aus
haltbaren Gründen entfernt wird, wie könnte der überhaupt noch als Lehrer
irgendwo angestellt werden? Die Beamteten sind zur Erhaltung und För
derung des Gemeinwohls da, und es ist gleichviel, ob man den Sold dafür
aus einer Königlichen oder aus einer Communal=Kasse bezieht. Es
gibt kein Staatswohl ohne Gemeinwohl und umgekehrt.
**) Ist es nicht eine seltene Gnade Gottes, daß ich während dieser Zeit
nicht genöthigt gewesen bin, mich wegen Krankheit auch nur einen Tag,
auch nur eine Stunde vertreten zu lassen?