Full text: Zur Geschichte des aufgelös'ten Königlichen evangelischen Schullehrer-Seminars zu Breslau - Eine nothgedrungene Abwehr der in einigen Zeitschriften gegen die Anstalt erhobenen Anklagen und Beschuldigungen ([1])

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Widerspruchs unter den Seminaristen irgendwie Vorschub gelei¬ 
stet, sondern sind vielmehr gar oft für ihn als „warme Vertreter 
und Vertheidiger“ den Seminaristen gegenüber aufgetreten und 
eingeschritten. Unser Verhältniß zu dem Direktor war mit einem 
Wort ein durchaus friedliches. Ich besonders hatte nicht Ursache, 
in seine freundlichen Gesinnungen gegen mich Zweifel zu setzen, da 
wir alte Bekannte und Freunde waren. Die jüngsten Vorfälle 
waren geeignet, auch auf unser Verhältniß störend einzuwirken. 
Doch zurück zur Hauptsache. Im Seminar nahmen die 
Lehrstunden und Uebungsschulen nach jener betrübenden Auswei¬ 
ung ihren ruhigen Fortgang. Der Schreck lag Lehrern und Zög¬ 
lingen lange in den Gliedern, und schwer, sehr schwer fiel es uns, 
die Wehmuth zu unterdrücken, die jedesmal wiederkehrte, so oft 
wir vor die kleine Schaar des ältesten Kursus traten, um mit 
ihnen unser gestörtes Werk fortzusetzen*). Selbst an den Zög¬ 
lingen war eine Verstimmung wahrzunehmen. Indeß waren sie 
mit Ernst und Eifer auf die Vorbereitung zur Abiturienten=Prü¬ 
ung bedacht. Ich berichte weiter. 
Am ersten Dezember v. I. traf unerwartet der Herr Regie¬ 
rungsrath Stiehl aus Berlin in unserm Seminar ein, um im 
Auftrage des Hohen Ministeriums eine Revision der Anstalt vor¬ 
zunehmen. Wir erfreuten uns seines Besuches in den Lehrstunden 
der Tage vom Montage bis Donnerstag Mittag. Ueber Gang 
und Form des Unterrichts ließ sich der Herr Regierungsrath von 
jedem der Lehrer Andeutungen geben, fragte nach den dabei zu 
Grunde liegenden Lehrbüchern, richtete selbst viel Fragen an die 
Zöglinge und hielt über diesen oder jenen Gegenstand eines Unter¬ 
richtszweiges belehrende Ansprachen an die Zöglinge. 
So erfreulich auch die Revision des Herrn Regierungsrathes 
war, so liegen doch Gründe zu der betrübenden Vermuthung vor, 
daß demselben die Zustände des hiesigen Seminars in sehr grellen 
Farben vorgetragen worden seien. Die Hoffnung, es möchten in 
einer unter Leitung des Herrn Kommissarius stehenden Zusammenbe¬ 
rufung der Lehrer durch gemeinschaftliche Berathung Mit¬ 
tel und Wege dargeboten werden, welche geeignet wären, die 
dem Seminar geschlagene Wunde zu heilen und der Wiederkehr 
ähnlicher Vorfälle zu begegnen — ist nicht in Erfüllung gegangen. 
Wenn nur der Rhein. Beob. aus „zuverlässiger Quelle“ berichtet: 
„daß die angeordnete außerordentliche Revision hinsichtlich 
der Disciplin, der innern Organisation, wie der Richtung in 
Bezug auf Unterricht und Lebensgewöhnung, und in Betreff 
Des Gedankens: „So weit hätte es wahrlich nicht kommen dürfen, 
nicht kommen sollen," konnten wir uns nicht entschlagen.
	        
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