Full text: Hallbauer, Karl Friedrich: Ueber unsere Bürgerschulen

Max-Planck-Institut für Bildu 
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(82.) 
Vergehungen angemessen. Degradirt kann nur 
der Unachtsame und Träge werden; moralische 
Vergehungen erfordern etwas anders. Ueber= 
haupt behält auch diese Art zu belohnen und zu 
bestrafen immer ihre Bedenklichkeiten, sobald 
man nicht den Ehrgeiz allein zum Motiv der 
Handlungen machen will. 
Wohl uns, wenn wir nie strafen dürften; 
denn wahrlich! Freude kann es uns nicht machen. 
Und wenn wir dazu genöthigt werden, so geschieht 
es nicht, um empfindliche Schmerzen zu bereiten, 
sondern um junge Leute auf das ihre Menschen= 
würde Entehrende in ihren Handlungen aufmerk= 
sam zu machen. Möchten überhaupt diejenigen 
Eltern, welche uns ihre Kinder anvertrauen, 
öfters uns Lehrern die Hand bieten und in Ueber¬ 
einstimmung mit uns zur wahren Vermensch¬ 
lichung ihrer Lieben zu Werke gehen. Leider aber 
kann ich nur von wenig Eltern hiesiger Stadt 
es rühmen, mir diese Freundeshand geboten zu 
haben. Man sieht hieraus, wie gleichgültig 
viele Eltern ihre Kinder betrachten. Man schickt 
sie in die Schule, nicht daß sie etwas lernen sol= 
len, sondern um sie vom Hause los zu werden, 
oder auch damit sie durch Singen etwas verdienen. 
Und wahrhaftig, nach der Art, wie Manche 
die Schule vernachlässigen, weiß man nicht, ob 
sie eigentlich in der Schule oder in den Singe= 
chören sind. Manche treiben ihr Vernachlässigen 
der
	        
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