Full text: Hallbauer, Karl Friedrich: Ueber unsere Bürgerschulen

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung 
Max 
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Ein anderer Vorwurf, der uns Bürge= | | 
schullehrern gemacht wird, liegt in folgender 
nicht minder vornehm klingender Aeußerung über 
uns arme subalterne Geschöpfe. Wie traurig, , 
seufzt man, sieht es auf mancher solchen Stadt= 
schule aus! Jeder treibt höchstens in den öffent= | | 
lichen Stunden, was ihm vorgeschrieben ist, 
aber nach seinem individuellen Dafür¬ 
halten. — Dies ist wieder so unbestimmt 
gesprochen, wie so vieles andere, wahrscheinlich 
in der Hoffnung, daß wir geduldig genug seyn 
werden, alles was die Pythia auf ihrem Dreifuß 
aushaucht, ohne weitere Prüfung als Orakel¬ 
sprüche üͤber uns ergehen zu lassen. Doch die 
Zeit des blinden Glaubens ist verschwunden, 
und so erlaube man uns denn die Frage: was 
heißt: nach seinem individuellen Dafürhalten? 
Soll dies soviel heißen / als: Jeder betreibt die 
Sachen, so wie er es den Bedürfnissen und Fä= 
higkeiten seiner Schuͤler am angemessensten halte: 
so kann dies unmöglich dem Lehrer zum Tadel 
angerechnet werden; denn das soll und muß ja 
eben bei der Vorbereitung auch der ihm noch so 
geläufigsten Dinge sein Hauptaugenmerk seyn. 
Und diese Art von Vorbereitung darf man doch 
von jedem Lehrer erwarten, dem seine Ehre und 
das Wohl seiner Untergebenen nicht gleichgültig 
ist; ja man darf sie sogar mit Fug und Recht 
fordern. 
Soll aber jener Zusatz so viel bedeuten als: 
Jeder behandle die Dinge nach der ihm eigenen 
Manier
	        
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