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keit liegt für manche junge Mädchenseele in ihrer
Eitelkeit. Zwar keine Regel ohne Ausnahme.
Im Allgemeinen ist ein junges Mädchen mehr
oder weniger eitler Natur, was wohl keines Be¬
weises bedarf. Gerne zieht sie die Augen auf
sich und verwendet große Sorgfalt auf Kleidung
und Putz. Ihr Anzug soll nach der neuesten
Mode sein, und angelegentlich erkundigt sie sich
welcher Schnitt ihr wohl am besten oder schönsten
stehe. Kommt sie aus einer Versammlung oder
gar aus der Kirche, so spricht sie gerne von hüb¬
schen, prächtigen Kleidern, und weiß oft bis auf
die unbedeutendsten Dinge zu erzählen, wie diese
oder jene geziert war. Stunden lang können oft
diese eitlen Leutchen mit einander über Putz und
Anzug und sogenannten Geschmack sich amüsiren.
Weß das Herz voll ist, deß läuft der Mund über!
Gibt es eine Bekannte oder Freundin, die besonders
zieht und vorzugsweise Gegenstand der Unter¬
haltung ist, so macht das wieder die Eifer¬
sucht rege.
Es ist nicht meine Absicht, überhaupt eine an¬
ständige Kleidertracht zu verurtheilen, am aller¬
wenigsten bei den jungen Mädchen. Jeder ist
vielmehr sich selbst und Andern schuldig, sich
ordentlich zu kleiden und im standesgemäßen An¬
zuge aufzutreten; speziell die jungen Mädchen
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