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Bessererzogenen wirft die Welt ihre Netze aus, in¬
dem sie sich zunächst des Spottes bedient. Will
man an den Vergnügungen der Welt nicht mit
Theil nehmen, — flieht man die schlechten Gesell¬
schaften, — enthält man sich der sittengefährlichen
Lustbarkeiten, — läßt man seinen Widerwillen
gegen sittenverletzende Gespräche und zweideutige
Redensarten durchblicken: nun, so wird man aus-
gelacht; es wird einfach der Spott getrieben
mit solch „engherzigen" Leuten, mit diesen „fein¬
fühligen übertreibenden Frömmlern". Leider fallen
Manche solchen Sticheleien zum Opfer und zahlen
der unglücklichen menschlichen Rücksicht den schnöden
Zoll. Der Spott ist eine scharfe Waffe, mittels
deren die sinnliche Welt selbst starke und hohe
Eichen zu fällen, d. h. Personen zu Falle zu
bringen sucht, deren Tugend bereits tiefe Wurzeln
gefaßt, und die sogar als leuchtendes Vorbild über
Andere hinausragen. Nach dem Beispiele des
heil. Paulus sollte man sich um Menschenfurcht
nicht kümmern und den Spöttern vielmehr ent¬
gegnen: „Spottet nur zu; es liegt mir außer¬
ordentlich wenig daran von euch gerichtet zu
werden!)," und: „Wofern ich Menschen zu ge¬
fallen suchte, so wäre ich Christi Diener nicht?)."
1) I Corinth. 4, 3. — 2) Gal. 1, 10.
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