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Schande wäre seinen thierischen Leidenschaften zu
fröhnen, und als ob dem zügellosen Leben der
Jugend einfach durch die Finger gesehen werden
müsse, wie wenn es zur Tagesordnung gehöre.
Gibt es doch Leute, die schon in Jahren vorge¬
schritten und dennoch nicht selten solchen falschen
und verführerischen Grundsätzen huldigen, und sich
sogar nicht scheuen, dieselben in Gegenwart der
unbesonnenen Jugend auszusprechen. „Wir waren
auch jung," hört man sie schwätzen, „und wollen
den Leichtsinn der Jugend nicht so sehr tadeln oder
verurtheilen. Solche Redensarten sind äußerst
gefährlich, ja sündhaft, und stehen im geraden
Gegensatze mit dem Worte des heiligen Geistes:
„Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner
Jugend!)!" Die älteren Thoren üben mit ihren
unsinnigen Redeweisen einen geradezu verpestenden
Einfluß auf die ohnehin schon stark der Sinnlich¬
keit hinneigenden jugendlichen Herzen. Glücklicher¬
weise schließen Manche ihre Augen vor der darge¬
botenen giftigen Frucht, und verstopfen die Ohren
vor jener oft wiederholten verrätherischen Ein¬
ladung. Die religiöse Erziehung, die sie genossen,
läßt dieselben den falschen, betrügerischen Principien
keinen Glauben beimessen. Aber auch nach den
1) Eccl. 12, 1.
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