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Sinnlichkeit geneigt; wofern es nur hört und sieht,
was den Sinnen schmeichelt, so bedarf es einer
stärkeren als menschlichen Kraft, sich aufrecht zu
erhalten. Daher, „wer zu stehen glaubt, der sehe
wohl zu, daß er nicht falle" sagt der heil. Pau¬
lus 1). Tausende, die aber nicht gut zusehen, daher
Tausende, die fallen — auf den Sirenengesang:
„Schmücken wir uns mit Rosen, bevor sie ver¬
blühen; kein Blumengärtchen, das nicht von uns
ausgebeutet werde und von unserer Lust unbe¬
sucht bleibe! Keiner von uns, der nicht an unserem
Muthwillen sich betheilige! Lassen wir allenthalben
Spuren unserer Ueppigkeit zurück — das ist unser
Antheil und unser Loos2)!"
Mit dieser Einladung zu weltlichen und sinn¬
lichen Lustbarkeiten verbinden sich die falschen
Lehrsätze. „Das ist unser Antheil und unser
Loos," heißt nichts anderes, als: die Jugend solle
sich unbehindert dem Genusse hingeben, sich mit
Rosen schmücken, bevor sie verwelken. Daher hört
man auch wohl Aeußerungen wie: „die Jugend
müsse sich amüsiren, müsse austoben. Es müsse
ihr Vieles nachgesehen werden; man sei ja nur
einmal jung." Als ob es denn keine Sünde und
1) I Corinth. 10, 12.
2) Weish. 2, 8. 9.
Digitalisierungsvorlage
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