Full text: Klenk, Jakobine: ¬Die christliche Jungfrau in der Schule der Heiligen

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seitigen? Die Betrachtung. Du wähnst sehr viel 
Geschäfte zu haben, ach! wie täuschest du dich, tau¬ 
senderlei Nichtigkeiten und Kleinlichkeiten füllen 
deine Tage aus. Warum solltest du nicht dich 
auf kurze Augenblicke diesen Tändeleien, ja selbst 
ernstlichen Beschäftigungen entziehen können, um 
dich mit Dem zu unterhalten, dessen Unterredung dir 
nie Bitteres bietet? 
Der heil. Hieronymus schreibt an eine Dame, 
die in der Welt lebte: „Besorge dein Hauswesen, 
ohne dabei deine Seele aus den Augen zu ver¬ 
lieren. Wähle dir einen abgelegenen Ort aus, wohin 
du, fern von dem Geräusche der häuslichen Beschäf¬ 
tigungen, dich zurückziehen kannst und du gleichsam 
in einem sicheren Hafen ruhst, wo der Sturm der 
weltlichen Sorgen dich nicht erreichen kann, wo die 
Ruhe der Einsamkeit die vom Verkehre mit der 
Außenwelt aufgewühlten Fluthen deiner Seele be¬ 
sänftiget. Dann wird deine ermüdete Seele im 
aufmerksamen Lesen heiliger Bücher, in der Betrach¬ 
tung, in ernstlicher und tiefer Erwägung des mensch¬ 
lichen Elendes, ein heilsames Gegengift finden. 
Glaube mir, wenn ich derart mit dir rede, so bin 
ich weit davon entfernt, die Deinigen deiner Sorg¬ 
falt berauben zu wollen; mein Zweck ist im Gegen¬ 
theil, dir dadurch das Mittel anzugeben, welches 
dich lehren wird, was du den Deinen schuldig bist." 
— Es ist übrigens so leicht und thut dem Herzen 
so wohl, kurze Augenblicke, ja selbst stundenlang 
mit dem lieben Heilande zu verkehren. „O Jung¬ 
frau," schreibt der heil. Ambrosius, „sobald du den 
Herrn suchst, wirst du ihn finden. Oder wie wird 
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Digitalisierungsvorlage 
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung 
M.
	        
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