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Eines ist mit dem, welchem sie ihr Herz geweiht,
und sie, die bis dahin der Vergänglichkeit unter¬
worfen war, wird unvergänglich. War sie bis jetzt
unklug, so ist sie nun klug und weise und erscheint
zuletzt Allen, obwohl sie noch im sterblichen Fleische
wandelt, als eine wahre Braut des ewigen Wortes,
des unsterblichen Gottes, dem fie ähnlich geworden
ist. Wie ihr himmlischer Bräutigam den Chor der
himmlischen Throne und Herrschaften verließ, auf
die Erde herabgestiegen und Mensch geworden, sich
mit ihr vereinigt hat, um ihr seine Herrlichkeit und
Unsterblichkeit mitzutheilen, so muß die unsterbliche
Seele der Jungfrau sich mit dem vereinen, der, ob¬
wohl göttlicher Natur, sich durch die Kraft seiner
Liebe so tief erniedrigte, daß er die Menschengestalt
angenommen hat ... Jesus ist jedoch nicht de߬
halb auf die Erde gekommen, um sich mit der gläu¬
bigen Seele zu vereinen und mit ihr auf Erden zu
bleiben, sondern er will sie ergreifen, umbilden und
von der Erde in den Himmel, in sein ewiges Reich
verpflanzen . .. Die Jungfrau wird demgemäß ihr
Herz über Alles, was den Sinnen schmeichelt, er¬
heben, alle Fähigkeiten ihrer Seele werden auf die
Liebe des Himmlischen gerichtet sein, so daß sie die
Annehmlichkeiten der Welt mit Füßen tritt; deßhalb
wird sie nicht nur leicht Alles entbehren, was als
süß und lieblich gilt, sondern sie wird mitleidig
auf Jene herabblicken, die gefährliche und vergäng¬
lichen Freuden suchen." (De vera virginitate.)
Der heil. Ambrosius schreibt: „Bewahre, nach
dem Beispiele der heiligen Jungfrau alle Geheim¬
nisse des Glaubens in deinem Herzen. Wie ein
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