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Wie nun die Beicht ein wirksames Heilmittel
für Wunden der Seele ist, so ist sie auch für den
Gerechten ein kräftiges Schutzmittel gegen die Sünde.
Will daher eine Jungfrau, die bis dahin unschuldig
geblieben, und deren Seele noch nicht von der Tod¬
sünde befleckt und verunstaltet worden, sich in die¬
sem glücklichen Zustande erhalten, so beichte sie häufig,
Es scheint uns rathsam, hier einige Regeln für
unsere frommen Leserinnen niederzuschreiben:
1. Die Erfahrung lehrt es, daß es für junge
Mädchen sehr schwierig ist, sich beständig im Wohl¬
gefallen Gottes zu erhalten, die Seele, mitten in
den sie von allen Seiten umgebenden Gefahren,
stets rein zu bewahren, wenn sie nicht wenigstens
alle Monate das Sacrament der Buße empfängt.
Willst du also, liebe Leserin, in der heiligmachenden
Gnade verbleiben, so laß nie einen ganzen Monat
vorübergehen, ohne dem Diener Gottes deine Feh¬
ler zu bekennen und ihn um die Lossprechung dei¬
ner Sünden zu bitten.
2. Der heil. Franz von Sales schrieb an eine
seiner Nichten, welche in der Welt lebte und ver¬
heirathet war: „Beichte alle vierzehn Tage, und
fasse jedesmal von Neuem den festen Vorsatz, deine
Unvollkommenheiten und Fehler dir immer mehr
abzugewöhnen ...
3. „Ich habe dir," fährt der heilige und ge¬
lehrte Bischof fort, „den Zeitraum von vierzehn
Tagen bestimmt, damit du es nicht länger anstehen
lassen sollst." — Diese Worte beweisen deutlich,
daß er keineswegs eine häufigere Beicht mißbilligte,
Klenk, Die christliche Jungfrau.
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Digitalisierungsvorlage:
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
M.