Full text: Klenk, Jakobine: ¬Die christliche Jungfrau in der Schule der Heiligen

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nieder zu den Füßen des Priesters. Der Priester 
ist ein Hirt, der euch auf dem Wege des Heiles 
führen wird, den ihr allein, euch selbst überlassen, 
nicht finden könnet. Der Priester ist ein Richter, 
dessen Urtheilsspruch aber auf Vergebung lautet. Er 
ist ein Arzt, der auf die Wunde des Herzens einen 
heilenden Balsam schüttet. Er ist der Ausspender 
der heiligen Geheimnisse, der an Gottesstatt den 
Segen des kostbaren Blutes Jesu Christi über euch 
ergießt; er ist der Lehrer, der euch unterrichtet, der 
Vater, zu dessen Füßen ihr euere Fehler bekennet, 
der euch segnet und Mitleid hat mit euerem Elende, 
der euere Seele tröstet und ihrer Schwäche zu Hilfe 
kommt; er ist ein Vater, dessen Liebe und Güte um 
so größer, je schwerer euere Sünden sind. Der 
Wolf, der mit seinen mörderischen Zähnen sich auf 
das aus der Heerde geraubte Lamm wirft, drückt 
demselben zuerst die Gurgel ein, damit es durch sein 
Geschrei nicht den Hirten herbeilocke. So macht es 
auch der Satan. Auch er verschließt der Seele den 
Mund, damit sie ihr Unglück nicht dem entdecke, 
der sie erretten könnte. O du armes Lämmlein 
rufe kläglich nach Hilfe, damit man die dir drohende 
Gefahr erkenne, und der Wolf seine Beute fahren 
lasse. Oft genügt es vertrauensvoll dem Diener 
Gottes die Versuchungen, welche uns bestürmen, zu 
entdecken um sie ohne weitere Gefahr für unsere 
Seele zu zerstreuen. In diesem Sinne schreibt der 
heil. Bernhard: „Beeile dich, liebe Schwester, selbst 
deine bösen Gedanken zu bekennen; weil die Genesung 
einer Seele rasch voranschreitet, wenn sie ihre Mängel 
und Fehler bekennt." (De modo bene vivendi.) 
 
Digitalisierungsvorlage: 
Max Planck Institute for kluman Developmer
	        
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