Full text: Klenk, Jakobine: ¬Die christliche Jungfrau in der Schule der Heiligen

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Nichts mehr von der Welt wissen, nein, mein Gott, 
ich will nicht mehr sündigen!" Ihre große Rührung 
macht sie für den Augenblick zur Beichte unfähig; 
deßhalb tritt sie aus dem Beichtstuhl und läßt ihren 
Thränen freien Lauf. Einige Zeit später kehrt sie 
zurück, wirft sich nieder vor dem Diener Gottes 
und legt eine Lebensbeicht ab unter den Gefühlen 
der tiefsten Demuth und lebhaftesten Reue. Die 
Kirche feierte an diesem Tage das Fest der Ver¬ 
kündigung Mariens, deßhalb erhielt Katharina die 
erbetene. Erlaubniß, sich dem heiligen Mahle zu 
nahen. Beim Empfange ihres Heilandes fühlte sie 
aufs Neue ein heilsames Verlangen nach dieser 
göttlichen Speise. 
Das Andenken an ihre Sünden zerreißt fort¬ 
während ihr Herz; vierzehn Monate lang züchtigt 
sie deßhalb ihren Leib, indem sie sich harte Bußüb¬ 
ungen auferlegt. Nach Verlauf dieser Zeit ließ 
Gott sie erkennen, daß sie seiner Gerechtigkeit genug¬ 
gethan hätte, und somit gedachte sie nicht weiter 
dieser Sünden. Von da an führte Katharina mehr 
ein Leben der Engel, als das eines Menschen und 
erlangte in den letzten dreißig Jahren ihres Lebens 
eine so große Unschuld, daß sie einem Kinde glich, 
welches den Gebrauch seiner Vernunft noch nicht 
erlangt hat und somit Gott nicht beleidigen kann. 
Siehe, christliche Jungfrau, ohne diese Beicht, durch 
welche sie ein neues Leben begann, würde diese schöne 
Seele vielleicht an den Klippen der Melt gescheitert 
sein. 
O ihr, die ihr unter der Last euerer Sünden 
und Gebrechen seufzet, kommet und leget euere Bürde 
4 
Digitalisierungsvorlage: 
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung 
k 
M.
	        
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