Full text: Klenk, Jakobine: ¬Die christliche Jungfrau in der Schule der Heiligen

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meine Seele hatten von Natur aus eine glückliche 
Neigung zur Tugend, doch schon entdeckte man von 
dieser guten Anlage keine Spur mehr; meine Freun¬ 
din und noch eine andere, nicht weniger leichtsinnig, 
hatten meiner Seele schon einen Theil ihrer leicht¬ 
fertigen Gesinnungen eingeprägt ... So sah ich 
denn leider wie die Gottesfurcht allmählig aus 
meinem Herzen entschwand, und nur mehr die Furcht 
etwas gegen die Ehre zu thun, zurückblieb." (Aus 
dem von der Heiligen selbst geschriebenen Leben.) 
Wenn die heil. Theresia es so schmerzlich beklagt, 
in ihrer Jugend eine leichtsinnige Freundin getroffen 
zu haben, und wenn ein Herz wie das ihre schon 
Gefahren findet in den zwar noch unschuldigen, 
aber doch leichtfertigen Beziehungen, wie sorgfältig 
müssen dann wir erst die gefährlichen Gesellschaften 
fliehen! „Die Zunge der Bösen, sagt die Schrift, 
„ist scharf wie die der Schlange, und das Gift 
der Natter ist auf ihren Lippen; ihre Reden tödten 
Die, welche ihnen zuhören." Und Paulus schreibt: 
„Hütet euch vor der Verführung, schlechte Reden 
versetzen der Unschuld einen tödtlichen Schlag." 
Das Beispiel lasterhafter oder leichtfertiger Gefährten 
ist wie ein spitziger Pfeil, der bis in das Innerste 
des Herzens eindringt. Deßhalb waren auch die 
Lehrer der Kirche sehr darauf bedacht, die ihrer 
Leitung anvertrauten Seelen vor dieser gefährlichen 
Klippe zu warnen. 
So schreibt z. B. der heil. Augustin: „Fliehet, 
o ihr christlichen Jungfrauen, die Gesellschaft und 
die Reden einer Frau, deren Lehren nicht mit dem 
Evangelium übereinstimmen, deren Leben nicht tadel¬ 
 
Digitalisierungsvorlage: 
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
	        
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