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Aber was hat denn die Ewigkeit mit meinem Stand
und Beruf zu thun? Ich habe bei meiner Standeswahl
einzig darauf zu sehen, wie ich auf dieser Welt am besten
durchkomme, ohne viel Arbeit mein Brot verdiene und
reich werde, wie ich zu Ehren und Aemtern gelauge und
das Leben mit all' seinen Freuden vollkommen genieße.
So denkt und handelt die Welt und rennt so in das
sichere Verderben schon für diese kurze Zeit. Denn be¬
trachtet nur Stand und Beruf im Lichte der christlichen
Lebensweisheit.
Was ist denn unsere Bestimmung? Gott zu dienen
und so unsere Seele zu retten und selig zu werden; um
Gott zu dienen und selig zu werden, müssen wir die
Gebote halten nach dem Worte Christi: „Willst du zum
Leben eingehen, halte die Gebote." Allerdings sind die
Gebote Gottes immer und überall die gleichen; aber
deren Benbachtung ist nicht in jedem Stande gleich
schwierig; denn nicht jedem Stande legen sie gleich viele
und gleich schwierige Verpflichtungen auf.
Nehmet zuerst nur die Vorbereitung zum Stand und
Beruf. Sind da überall gleich große Gefahren? Ob
dein Sohn und deine Tochter in deinem Hause oder in
der großen Welt da draußen sich für die Zukunft vor¬
bereite — ist das gleichgültig? Wenn dein Sohn und
deine Tochter mitten unter feinen oder groben Aerger¬
nissen für ihren Beruf sich einige Armseligkeiten von
Bildung und Kenntnissen erwerben, werden sie nicht regel¬
mäßig um Glaube und Sitte betrogen? Man hat ja
Beispiele. Diese unglücklichen Leute mögen noch einen
gewissen äußern Anstand — meinetwegen feine Manieren
besitzen, aber nirgends in der hl. Schrift steht geschrieben,
daß Anstand und Manieren hinreichen, um selig zu werden,
sondern überall wird der Glaube und die gewissenhafte
Beobachtung der Gebote auch des sechsten und siebenten
verlangt.
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
M
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