Full text: Hug, Gallus J.: ¬Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte

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beruft. Wer in den Priesterstand getreten, kann darin 
der Schule, den Missionen, der Seelsorge sich weihen 
aber seinen Stand kann er nicht ändern — er bleibt 
Priester. 
Die verschiedenen Stände haben einen bestimmten 
Kreis von Thätigkeiten und Verpflichtungen. Nehmet 
z. B. den Bauernstand, welcher die Grundlage aller 
übrigen Stände bildet und die Kraft eines Volkes aus¬ 
macht, was hat er zu thun? Für sich und für alle 
Andern muß er der Natur Nahrung und Kleidung ab¬ 
ringen. So sind den die einzelnen Stände wie die 
Glieder der Gesellschaft, welche dem Leibe vergleichbar 
ist. Wie nun der Leib wohl bestellt ist, so lange jedes 
Glied gesund seinen Verrichtungen nachkommt, aber auch 
krank wird und hinsiecht, sobald nur ein Glied kränkelt, 
so ist auch die ganze Gesellschaft wohl bestellt, so lange 
jeder Stand das ist, was er nach seiner Bestimmung sein 
soll; sobald aber nur ein Stand seine von Gott be¬ 
stimmte Ordnung verletzt, leidet auch das ganze Volk. 
Wenn daher heute die Gesellschaft einem Leibe mit 
Brüchen und verrenkten Gliedern vergleichbar ist, so 
kommt das vom krankhaften Zustande der einzelnen 
Stände, welche nur mehr genießen, aber nicht mehr 
arbeiten, nur mehr sich bereichern, aber nicht mehr mit¬ 
theilen wollen, welche nur Rechte kennen, aber keine 
Pflichten. Daher sind denn auch so wenige mit ihrem 
Stande zufrieden; denn die Begierlichkeit ist eben immer 
viel größer als der wirkliche Reichthum, als der Genuß 
und die Ehre des Augenblickes, und nur wenige vielleicht 
denken in ihrem Stande an den Beruf. 
Was ist denn Beruf? Verschiedene Rufe ergehen 
an uns und zu verschiedenen Zeiten. Es ruft das Ge¬ 
wissen und es kann niemals ganz verstummen; dazu ruft 
Gott oft mächtig in die Seele: „Was stehest du müssig 
Digtalsierungsvortage. 
DErzbisch 
-Planck-Institut für Bildungsforschung 
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