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Kraft und Schönheit ihrer Jugend, ihr Gemüth mit all'
den edlen Gefühlen, ihr Geist mit dem klaren Verstande
und dem guten Willen ist mein Werk. Siehe, diese Jung¬
frau gehört auch meinem göttlichen Sohne; denn er hat
sie, als sie verloren war, mit seinem Blute erkauft. Sie
gehört dem hl. Geiste; denn er hat sie schon in der hl.
Taufe zu seinem Tempel geweiht. Diese Jungfrau ist
unser ausschließliches Eigenthum, das nie durch die Sünde
verunstaltet, sondern durch die Tugend immer schöner ge¬
worden." So spricht gleichsam Gott der Vater und fügt
dann bei: „Siehe, wir treten dir einen Theil unserer
Rechte ab; übergeben sie dir, damit sie in deinem Hause
die reine, unbefleckte Werkstätte des Schöpfers aller Dinge
werde. Sie wird deine trostreiche Hilfe sein; du aber
wirst unsere Stelle an ihr vertreten."
Wohlan, christliche Jünglinge und Väter, betrachtet
ihr diese Wahrheiten auch hie und da, um eure Würde zu
begreifen und Gott dafür zu danken, oder lebt ihr nur so
in den Tag hinein? Und doch ist das erst der Anfang
der Würde, zu der euch Gott berufen hat. Denn am
Altare seid ihr erst Männer, aber noch nicht Väter. Was
erst, wenn euch das erste Kind entgegenlacht! Ist
das nicht die Fortsetzung eurer Person? Müßet ihr nicht
mit dem ägyptischen Joseph dankbar sagen: „Es sind
meine Söhne und Töchter, die mir Gott auf dieser Erde ge¬
geben hat." Und welche Kinder? Allerdings nicht der wahre
Sohn Gottes, wie er aus der Jungfrau dem hl. Joseph
geschenkt wurde; aber doch Ebenbilder Gottes, wie sie seit
dem Sündenfalle unter Thränen und Schmerzen zur Welt
kommen; angenommene Kinder und Erben Gottes und
Mitbrüder Jesu Christi, wie sie euch in der Taufe aus
dem Wasser und dem hl. Geiste wiedergeboren werden.
Nicht wahr, eine ganz außerordentliche Würde, wenn ihr
wie der hl. Joseph den Sohn Gottes in euer Haus auf¬
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Erzbis
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung