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Da nun sehet ihr die Versuchung, die Krisis, die
entscheidende Wendung schon in der Kindheit, oder in der
etwas reifern Jugend. Nun kommt die Frage, welche
Mittel haben wir also, um dieser Krisis eine glückliche
Wendung zu geben? Für heute will ich nur von der
entsprechende Pflicht der Eltern etwas sagen.
Mit der ersten Sünde ist auch die Begierlichkeit in
das Fleisch gefahren; mit der Erbsünde wird sie fort¬
gepflanzt von Geschlecht zu Geschlecht. Damit aber der
Mensch den Kampf gegen die Fleischeslust leichter führe,
hat ihm Gott das Schamgefühl eingepflanzt. So deckten
sich schon die Stammeltern gleich nach der ersten Sünde
mit Feigenblättern. Obwohl nun der Mensch aller
Sünden sich schämt, so erötet er doch besonders wegen
der Unlauterkeit. Daher ist denn auch die Scham un¬
zertrennlich mit der Reinigkeit verbunden, und die Worte
Scham und Kenschheit werden oft gebraucht, um die gleiche
Tugend der Reinigkeit zu bezeichnen. Das war schon
zenem heidnischen Philosophen Aristoteles klar, und nach
ihm hat der hl. Thomas diese Wahrheiten noch tiefer
entwickelt (II. II. g. 151 art. 4.)
Wollet ihr daher euere Kinder in der Unschuld be¬
wahren, erhaltet sie schamhaft und zwar von den ersten
Jahren ihres Daseins an. Aber was thun? Ihr müsset
elbst vor euren Kindern in aller Sittsamkeit wandeln;
seid daher von ihnen immer vollständig angekleidet, daß
jedermann euch sehen darf; alles was ihr vor den Kindern
thuet, sei rein, sei unbefleckt, und was ihr vor mir nicht
thun dürfet, thuet auch niemals vor einem zwei- oder drei¬
oder vierjährigen Kinde. „Aber, sagt man, das ist denn
doch zu strenge, darauf geben die Kinder gar nicht acht,
das verstehen sie gar nicht." So reden viele gedankenlose
Christen; aber die alten Heiden hatten den richtigen
Grundsatz: „Reverentia puero habeatur!" Vor dem
Digitalisierungsvorlage:
Erzbischöfliche Diözesan
xx-Planck-Institut für Bildungsforschung
und Domt
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