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gültig, aber bald kommt die Verachtung, dann der Spott,
endlich der Haß.
Damit nun eine Erziehung ohne Ehrfurcht sei, ist
es gar nicht nothwendig, vor dem Kinde über Religion
und Glaube, über Sitte und Tugend, über Kirche und
Priester spöttisch die Lippen zu verziehen, oder zu lästern
oder dem aufwachsenden Kinde zu sagen: „Verachte, ver¬
höhne, verspotte," wie es in dieser traurigen Zeit nur zu
oft vorkommt, sondern um sie die Verachtung zu lehren,
genügt es, wenn ihr sie nicht in der Ehrfurcht auferziehet,
wie es ja auch für den Unglauben der aufwachsenden
Jugend hinreicht, wenn man ihr von der Gottheit Christi
einfach nichts mehr sagt. Was in dieser Beziehung ge¬
sündigt wird, ist unglaublich und kann nur in der Kurz¬
sichtigkeit der Katholiken irgendwelche Entschuldigung finden.
Die katholische Kirche ist die größte und heiligste
Schule der Ehrfurcht. Für diese Wahrheit mußte der
gelehrte Guizot Zeugniß ablegen. Wo daher diese Kirche
in ihrer Freiheit beschränkt wird, wo katholische Schulen
nicht mehr möglich sind, dort schwindet allmählig die Ehr¬
furcht, auch wenn der äußere Schein der alten Ordnung
sich noch einige Zeit erhalten kann. Das ist das Trau¬
rigste. Denn, wären die Folgen wie beim Hagelwetter
im Augenblick Allen sichtbar, würden selbst den Blinden
die Augen geöffnet, und auch dem Feiglinge würde der
Heldenmuth kommen, so aber gehen wir einer Zeit ent¬
gegen, daß wir den Spätgeborenen wie zur Fabel werden.
Denn euere Kinder können in Bezug auf euch selbst, auf
die Geistlichen, auf die Kirche, in Bezug auf den Gottes¬
dienst, den Empfang der hl. Sakramente, in Bezug auf
die Tugenden des Glaubens, der Mäßigkeit, des Gehor¬
sams, der Sittsamkeit, in Bezug auf Recht und Gesetz.
der bürgerlichen Gesellschaft nicht gleichgültig bleiben, sie
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Hug, christl. Familie.
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Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
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