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Aber ist diese Arbeit nicht gemein, nicht hart für den
Sohn Gottes? Wo der Gehorsam ruft, das hört das
Gemeine und Harte auf, und es beginnt der wahre Adel
und die wahre Größe.
Aber wußte er denn nicht, daß er bei seinem öffent¬
lichen Auftreten für einen Zimmermannssohn gehalten
werde, und daß gerade deßwegen sich viele an ihm ärgern
wußte er das nicht? — Aber warum denn gleichwohl neben
dem hl. Joseph als Zimmermaun arbeiten? — Er war
ihnen unterthan! Und wie lang?
Christliche Jünglinge und Jungfrauen, die ihr mit
15 und 16 Jahren von den Banden des Gehorsams euch
frei träumt, und dabei doch auf dem Himmelsweg zu
wandeln glaubet, verlasset wenigstens für einen Augenblick
dies große Irrenhaus, welches man Welt heißt, und
tretet in die einzige Hochschule der Weisheit, in die Werk¬
statt von Nazareth, betrachtet den Sohn Gottes, wie er
als Menschensohn zum Jünglinge, zum Mann heranreift,
Maria und Joseph noch unterthan ist. Wie lange? Bis
zum dreißigsten Jahr, wo er nach dem Willen seines
himmlischen Vaters das öffentliche Leben beginnt. So
lange ist er gehorsam in der Werkstatt!
Warum? Etwa um der Spott seiner Zeitgenossen
zu werden als armer Zimmermann? Oder zum Zeit¬
vertreib? Oder daß heute die Jugend über den Gehor¬
sam sich lustig mache? Man sollte es fast glauben, wenn
man an die Verwüstung der Familie denkt. Und doch
befiehlt und bittet Jesus Christus: „Folge mir nach."
„Wenn mir jemand dienen will, der folge mir nach und
wo ich bin, da soll auch mein Diener sein." (Joh. XII. 25)
Wer also wird bei ihm sein in der Herrlichkeit des Himmels?
Seine Diener. Wollet ihr aber seine Diener sein, müßt
ihr ihm nachfolgen, müßt ihr in den Jugendjahren nach
seinem Beispiele leben — in allem gehorsam gegen euere
Eltern.
Digtalsierungsvorlage.
L
Erzbischöfliche Diözes:
x-Planck-Institut für Bildungsforschung
D
nd Dombibliot